grüner parteitag : Der Macht kein bisschen näher
Der angeschlagene Außenminister Fischer blickte noch säuerlicher, als ihm letzte Woche ausgerechnet der Berliner Grünen-Chef Till Heyer-Stuffer aufmunternd auf die Schulter klopfte. Die Berliner Grünen! War da was? Bei der Bundespartei spricht man nicht einmal mehr über sie. Die Basisgruppe von der Hinterhofbegrünung. Anstatt dem rot-roten Senat, für den Ökologie nicht viel mehr als Mülltrennung ist, mal richtig einzuheizen, nörgeln die Grünen lustlos in der Opposition herum. Dort erregt ja selbst die aberwitzige FDP mehr Aufsehen.
KOMMENTAR VON ADRIENNE WOLTERSDORF
Anstatt mit Verve und Ideen auf der Vor-Visa-Erfolgswelle der Bundesgrünen zu reiten, aus dem Erfahrungsschatz der Bundeskollegen zu schöpfen, verwaltet der alte Parteivorstand, der heute leider auch der neue sein wird, kreuzbrav seine Partei. Die kommt, trotz einzelner Politiktalente, nicht vom Fleck – und somit der Macht 2006 keinen Millimeter näher.
Mit der halsstarrig beibehaltenen Trennung von Fraktion und Partei verspielen die Ökos aber das beachtliche Sympathiepotenzial in der Hauptstadt. Und man könnte meinen, in keinem grünen Landesverband würde das Verhältnis von Zustimmung und Möglichkeiten so uneffektiv genutzt wie in Berlin. „Introvertiertes Inseldenken“ wird den Parteiarbeitern schon seit dem großen Machtpoker im Sommer 2001 von „oben“ attestiert.
Genützt hat es wenig. Die Wahl heute muss leider ohne Gegenkandidaten auskommen.