gottschalk sagt : Namen sind kein Schall und Rauch
CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag
In Romanen oder Filmen geben die Autoren ihren Figuren gern Namen, die zu ihnen passen. Selten wird ein cooler Privatdetektiv Hans-Friedrich Wohlfarth heißen oder eine verführerische junge Dame Mechthild Fröhlich. Und einen Massenmörder wird man kaum Willibald Wiesenkötter nennen. Außer vielleicht in einem Schwank oder einem Schelmenstück (derer es nicht so viele über Massenmörder gibt).
In lustigen Texten führen die Personen auch gern mal lustige Namen. Manchmal gleicht das Leben einem Schwank. Wir wissen nicht, ob er gerne viel redet, doch unser neuer Generalvikar heißt Dominik Schwaderlapp.
Hans-Friedrich Wohlfarth aber wäre ein guter Name für einen Wahlhelfer. Das sind jene gewissenhaften Schülerlotsen der Demokratie, die sonntags früh noch vor den unter seniler Bettflucht leidenden Rentnern in den Wahllokalen sind. Auch Sie können sich um diese Aufgabe noch bewerben, wenn Sie, wie die Stadt Köln dieses Amt anpreist, „ein Stück Demokratie ‚hautnah‘ erleben“ wollen.
Doch warum „hautnah“ in Gänsefüßchen? Nun, es klingt betulich, ist aber korrekt. Passt also zu Herrn Wohlfahrt. Als ich das letzte Mal „Demokratie hautnah“ – ohne Anführungsstriche – erlebte, saß ein Polizist auf meinem Rücken und wollte mich einsperren. Ganz naseweise Zeitgenossen mögen hier das Wort „Demokratie“ in Anführung setzen, was ich persönlich indes für schlechten Stil halte. Obwohl ich natürlich unschuldig war.
Doch um beim Thema zu bleiben: Ich war ja schon sehr froh, dass da nicht „Demokratie pur“ stand. Oder, noch schlimmer: „Demokratie ‚pur‘“. Das ist etwas für Leute, die nicht feiern, sondern „abfeiern“, und nicht lachen, sondern „ablachen“. Welche Worte sie für Geschlechtsverkehr benutzen, möchte man sich lieber nicht vorstellen. Sie haben übrigens häufig Spitznamen.
Mechthild Fröhlich nun ist doch ein prima Name für eine Politesse. 30 Politessen wird die Stadt, die eigentlich Einstellungsstopp hat, nun einstellen, weil die mehr einbringen als sie kosten. Für drei- bis dreitausendfünfhundert Euro (brutto) lassen sie sich von Autofahrern beschimpfen. Vielleicht bewerbe ich mich auch. Warum? Ich könnte Autofahrern endlich völlig legal so richtig auf den Sack gehen. Ich meine natürlich: Ich habe gern mit Menschen zu tun.