gottschalk sagt : Millowitsch gehört allen
Christian Gottschalk: Die Kolumne am Donnerstag
Nennen Sie mir spontan vier bedeutende Kölner oder Kölnerinnen! Sie haben drei Sekunden Zeit. Wer fällt Ihnen da ein? Heinrich Böll, Konrad Adenauer, Karlheinz Stockhausen, Harald Schmidt? Schmidt ist zwar Schwabe, wohnt aber in Marienburg. Ist hier gemeldet, ist also Kölner. Besser: Wahlkölner. Als Wahlkölner wird vom Express jeder bezeichnet, der hierher zieht, was ja schon bedeutend freundlicher klingt als „Zugezogener“. Gerade auf seine prominenten Wahlkölner ist Köln ziemlich stolz und freut sich, dass sie nicht woanders hingezogen sind, um beispielsweise Wahlwuppertaler, Wahlwürselener, Wahlwormser, Wahlwinsener (an der Luhe) oder Wahlwattenscheider zu werden.
Egal wie bedeutend ein Kölner ist, er ist ein Nichts gegen einen berühmten „Kölschen“. Nur ihm schenken die Hiesigen bedingungslos ihr kölschgetränktes Herz („Hätz“), ihr „Jeföhl“. Das ist das kölsche Wort für Gefühle, klingt so klebrig wie der Fußboden vor dem Kölschfass in der Küche einer Studentenparty und fühlt sich auch so an. Nennen Sie mir spontan vier bedeutende Kölsche! Willy Millowitsch, Jean Pütz, Fred Fussbroich, äh, äh, Kingsize Dick. Vor allem Willy Millowitsch. Er hatte eine klare Kernaussage: „Isch bin ene kölsche Jung“. Damit begeisterte er die Massen, weshalb er schon zu Lebzeiten ein Denkmal bekam. Kingsize Dick hat übrigens auch eins: Direkt vor dem Kaufhof. (Auge knieps, Auge knieps, übersetz, nachdenk, Groschen fall.)
Nun denkt der Vize-Direktor des Kölner Stadtmuseums darüber nach, ob nicht Teile des Millowitsch-Nachlasses in seinem Museum ausgestellt werden sollten. Er prüft noch. Und wie ich die Kölner kenne, werden sie sich bald im Stadtmuseum drängeln, um den Tisch zu sehen, an dem Millowitsch den Text des Schwankes „Der Etappenhase“ auswending lernte, das Kostüm, das er bei vier Millionen Aufführungen als „Der Etappenhase“ getragen hat, und den Ohrensessel, von dem aus er mit harter Hand zwischen zwei Aufführungen des Schwankes „Der Etappenhase“ seinen Betrieb leitete.
Einmal im Museum, kann uns den Kram wenigstens keiner mehr wegnehmen. Immerhin hat sich der fernsehnotorische Direktor des Technikmuseums Speyer gerade unser Kelly-Family-Boot unter den Nagel gerissen. Fred Kellys Benz bleibt hier! Ins Völkerkundemuseum damit.