genomforschung : Menschen, Mäuse, Ratten
Die Genomsequenzierer feiern einen neuen Meilenstein in ihrer doch relativ kurzen Geschichte. Nachdem vor wenigen Jahren schon die rund 3 Milliarden Bausteine des menschlichen Genom (fast) vollständig entschlüsselt vorlagen und kurz darauf die Erbsubstanz der Maus sequenziert wurde, ist seit gestern die DNA-Abfolge eines dritten Säugetiers für jedermann verfügbar: das Ratten-Genom. Konkreter: Es handelt sich dabei um die braune norwegische Ratte, Rattus norvegicus, die seit rund 200 Jahren schon als beliebtes „Modelltier“ weltweit in vielen Laboren genutzt wird.
Rund 20 Institute in sechs Ländern – darunter auch mehrere in Deutschland – waren an dem Projekt beteiligt, das von dem Human Genome Sequencing Center am Baylor College of Medicine in Houston, USA, koordiniert wurde. Veröffentlicht wurden die rund 2,75 Milliarden DNA-Bausteine in dem Wissenschaftsmagzin Nature.
Ein Ergebnis ist, dass das Rattengenom aus ungefähr 25.000 Genen besteht. Nahezu alle Gene des Menschen, die bei der Entstehung von Krankheiten eine Rolle spielen, haben die Forscher auch so oder mit ähnlicher Struktur bei der Ratte gefunden. Das ist auch der Grund dafür, dass die Ratten-Genom-Sequenzierer eine neue Ära der medizinischen Forschung prophezeien. Schon wird von einer „Renaissance der Laborratte“ gesprochen. Mit der jetzt vorliegenden Genomsequenz werde es möglich sein, zahlreiche menschliche Krankheiten an dem Modelltier Ratte zu studieren. Ob es die Ratten erfreut. Derzeit sind sie bei den Versuchstieren die Nummer zwei. 519.000 Versuchsratten wurden im Jahr 2002 in Deuschland „verbraucht“. Spitzenreiter ist übrigens die Maus mit 1,15 Millionen.
WOLFGANG LÖHR