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Archiv-Artikel

fußpflege unter der grasnarbe Schirokko brachte keinen Sand ins Getriebe

Ohne Wenn und Aber – so habe ich mir diese WM in Tunesien für das deutsche Team vorgestellt. Als Phase des Aufbaus für die Handball-WM 2007 im eigenen Land und für die Olympiade in Peking 2008 ist der neunte Platz ein viel versprechender Beginn. Denn auch 1974 belegte Deutschland denselben Platz und wurde vier Jahre später mit dem heutigen Bundestrainer, Heiner Brand, Weltmeister. Mit etwas Glück und Routine wäre eine bessere Platzierung möglich gewesen. Jedoch – welche Mannschaft auf diesem Planeten ist in der Lage, mehrere Schlüsselspieler zu ersetzen. Dieses Team beeindruckt mich stark, mit welcher geschlossenen Leistung es sich präsentierte.

Mit Florian „Flo“ Kehrmann und Oleg „Hans Peter“ Velyky hat die Rasselbande zwei hervorragende Spielerpersönlichkeiten, die die Mannschaft führen und formen können. Meine Nr. 19, auch gelernter Bankkaufmann und Beach-Handballer, hat die meisten Tore (47) in den neun Begegnungen geworfen und wie ich bei der EM in Ungarn, die längste Spielzeit vorzuweisen, nämlich fast sieben Stunden. Seine spezielle Fähigkeit liegt in dem Talent, die Bälle um die Ecke zu werfen. Mit seinem blauen Zahnschutz kann er vielen Gegnern mehr als Angst einjagen.

„Hans Peter“ ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken, weil er durch seine Spielintelligenz jederzeit das Tempo, wie bei einem Ferrari beschleunigen und abrupt drosseln kann. Besonders imponierend finde ich als Sportlerin, dass „Hans Peter“ trotz seiner Hautkrebserkrankung und der Therapien, die er über sich ergehen lassen muss, solch eine bärenstarke Leistung abrufen kann.

Torsten „Toto“ Jansen, der Hamburger Jung, ist ein würdiger Nachfolger von „Kretsche“, vor allem in der Defensive und nervenstark vom 7-Meter-Punkt.

Auch er kann aus unmöglichen Winkeln Treffer markieren. Die innere Ruhe gewinnt „Toto“ sicherlich durch seine stundenlangen Lesesessions. Mit seinem Clubkameraden Pascal „Pommes“ Hens wäre „Toto“ noch durchschlagskräftiger im Angriff gewesen. Ich hoffe sehr, dass „Pommes“ bei dem nächsten großen Turnier länger als „zwei“ Minuten spielt und uns seine Kracher dann erfreuen werden. Dieses Mal musste er sich leider am Fernseher seinen Irokesen-Schnitt raufen und wird mit großer Wahrscheinlichkeit einige Haare verloren haben.

Einen unnötigen Kraftakt gab es noch zum Abschluss des Turniers – Verlängerung gegen Tschechien. Mit 43 Zählern ist „Toto“ zweitbester Schütze des DHB-Teams und zeigte sich im letzten Spiel mit neun Treffern von seiner besten Seite. Da machte nicht nur ihm das Duschen in Nabeul doppelt Spaß, sondern auch der gesamten Mannschaft. Frisch und gestylt wurden die Jungs noch beim Feiern in der tunesischen Wüstennacht gesichtet.

Das ist ein verdienter Ausklang für solch ein kräftezehrendes Turnier.