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Archiv-Artikel

frisches flimmern Das Leben als Bühne

Strikte Regeln bestimmen das Sujet der zwei Filme. Prinzipien und Traditionen können auch eingrenzen. Manchmal ist nur der Weg das Ziel.

Die Stunde der Sieger

„Um die Spannung zu nehmen“, sagt der Dozent der Schauspielschule zu den Anwärtern im Raum, „sie haben es leider allenicht geschafft.“ 27 Mal hat Stephanie Stremler diesen Satz schon gehört. Ein angeblicher Sprachfehler und Koordinationsstörungen wurden ihr schon diagnostiziert. Doch aufgeben will sie nicht. Ihre Ausdauer überzeugt schließlich doch noch die Prüfer. Im zweiten Anlauf schafft sie das Vorsprechen und wird zur Schauspielerin ausgebildet.

In seiner Langzeitdokumentation „Die Spielwütigen“ begleitet Filmemacher Andres Veiel („Black Box BRD“) sieben Jahre lang vier Schauspielschüler an der ehrwürdigen Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Anfängliche Euphorie wandelt sich dort schnell in Frust, Wut und Verzweifelung. Veiel zeigt auch den Drill an der Schauspieler-Schmiede. Typen werden geformt. Die Schüler werden regelrecht zurechtgestutzt. Entscheidend für ihren Erfolg an der renommierten Anstalt scheint die Bereitschaft zu sein, sich unterzuordnen und in seine zugedachte Rolle zu fügen. Neben Stephanie muß Prodromos Antoniadis am meisten kämpfen. Er erweist sich als eigensinnig und ebenso dickköpfig wie seine Lehrer. Er glaubt, daß man ihn „brechen“ will.

Nach sieben Jahren stellt sich für alle die Frage, was aus ihren Träumen geworden ist und wie sich ihre Persönlichkeit entwickelt hat? Eine Antwort liefert der Film. An dessen Ende kommen Intendanten und Talentsucher an die Schule. In einer Art Fleischbeschau werden die passenden Kandidaten ausgesucht. Wer eine Anstellung bekommt, hat es aber geschafft. Wird Prodomo auch dabei sein?

Der Moment der Wahrheit

Katrines (Sidse Babett Knudsen) Leben verläuft eigentlich nach Plan. Ihre Hochzeit mit Schnulli Jonas (Søren Byder) steht bevor. Kümmern muss sie sich um nichts. Ihre Schwiegermutter kontrolliert jedes noch so kümmerliche Detail. Unliebsamen Entscheidungen geht sie sowieso lieber aus dem Weg. So ist sie es gewohnt. Sie befindet sich seit einiger Zeit in psychiatrischer Behandlung, nachdem ihr Freund Thomsen (Björn Kjellman) vor zwei Jahren einfach spurlos verschwand. Doch am Tag vor ihrer Hochzeit erhält Katrine überraschend Besuch vom chaotischen Ex-Freund.

Die Tragikkomödie „alt, neu, geliehen und blau“ handelt vom Herzschmerz und Aufrichtigkeit im Leben. Nur locker orientierte sich die dänische Regisseurin Natasha Arthy („Miracle – Engel für Dennis P.“) in ihrem neuen Film an den strengen Dogma95-Regeln. Es gibt kein künstliches Licht, trickreich eingefügte Musikstücke und eine geradlinige Kameraarbeit. Eine heutzutage gewöhnliche, aber unterhaltsame nordische Geschichte mit absehbarem Ende. STEFAN ORTMANN