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Archiv-Artikel

frauenfilmfestivals etc. Fördermittelspiel: Stadt, Land, Bund

In Nordrhein-Westfalen ist die Quadratur des Kreises möglich – bei der Landes-Kulturförderung. Seit über zwei Jahrzehnten existierten dort die beiden Frauenfilmfestivals „Feminale“ und „femme totale“. Sie wechselten sich biennal ab, lieferten unterschiedliche Programme, immer am Rande des Existenzminimums. Jedes Jahr kamen neue Kürzungen der Landesmittel. Zwei Frauenfilmfestivals in Dortmund und Köln wollte niemand mehr. Weder die alte rot-grüne noch die jetzt amtierende schwarz-gelbe Landesregierung. Also legte man sie zusammen, per Haushaltsansatz.

Seit 2006 gibt es in NRW also nur noch ein Festival, es ist nun das einzige in Deutschland und findet jährlich statt. Es heißt „Internationales Frauenfilmfestival“ und ist ausgestattet mit einem Budget von rund 450.000 Euro. Eine Festivalleiterin blieb bei der Zwangsheirat auf der Strecke, sonst ist alles gut, keiner meckert – schließlich wechselt es wieder biennal zwischen Köln und Dortmund den Standort. Kein Schildbürgerstreich, so generiert man im Land NRW frische Mittel, indem man die Förderung verschiebt. Fürs einzige deutsche Frauenfilmfestival gibt es mehr Mittel vom Bund und weil die beiden Städte an Rhein und Ruhr unbedingt ihre jeweiligen weichen Standortfaktoren sichern wollten, haben sie draufsatteln müssen. Auch wegen der örtlichen lukrativen Filmpreis-Lieferanten Sparkasse in Köln oder Energieversorger RWE in Dortmund. Die sponsern nur in heimischen Gefilden. In Dortmund gibt’s kein Geld für Köln und umgekehrt. Kommunale Kundenbindung nennt man das. Also blieben die Festivalorte.

„Wir erhoffen uns mehr Stabilität und einen Schub an neuen Ideen“, sagt Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) zur Zwangsheirat. Die „Feminale“ in Köln begann 2006 turnusmäßig mit dem frischen Namen, aber mit fetterem Preisgeld, und hatte mit Beate Preisler bereits eine neue Chefin. Im Gegenzug war Silke J. Räbiger, die künstlerische Leiterin in Dortmund, im letzten Jahr in der Domstadt für die Film-Workshops verantwortlich. So rauft man sich zusammen, obwohl die Festivals unterschiedlich konzipiert sind und bleiben, Dortmund ist filmthematisch orientiert, die Kölner sind auf aktuelle Produktionen spezialisiert.

Seit Sonntag ist auch an der Ruhr das erste Festival unter neuem Logo vorbei. Die 25.000 Euro Preisgeld für den internationalen Spielfilmwettbewerb der Regisseurinnen räumte die Britin Andrea Arnold mit ihrem Fernsehüberwachungsthriller „Red Road“ ab. „Uns hat die Nebeneinanderstellung einer aktuellen Situation und archaischer Gefühle wie Hass, Rache, Begehren, Trauer, Vergeben und Frieden begeistert“, sagt die Jury. Das passt auch zum NRW-Fördermodell des Frauenfilmfestivals Dortmund/Köln. PETER ORTMANN