faites vos jeux : Gute Spieler, böse Spieler
Ein bisschen Glamour für Duisburg, wer wird etwas dagegen haben? Die ehemalige Montanstadt darf sich ab heute ein bisschen fühlen wie Baden-Baden, Aachen oder Bad Neuenahr. Das Casino ist da, und mit ihm – so hoffen die Stadtmanager – kommen die Anzugträger, Porschefahrer und Pokerfaces. Eine naive Vorstellung? Natürlich. Denn in Duisburg wird künftig nicht nur am feinen Black Jack-Tisch gespielt, sondern auch im schmutzigen Automatenkeller. Kommen werden nicht nur coole James Bond-Azubis – sondern Süchtige, die ihr Geld verzocken und die Landeskasse füllen.
KOMMENTAR VON KLAUS JANSEN
Die NRW-Landesregierung, und zuvorderst Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, sind im vergangenen Jahr als Kreuzritter gegen die Spielsucht zu Felde gezogen. Egal ob beim Thema Privatlotto oder Sportwetten, stets gehörte der Landeschef zu den ersten, die Verbote gefordert haben. Der Bau des Duisburger Casinos illustriert einmal mehr, wie schizophren die Glücksspielpolitik der schwarz-gelben Koalition ist: Einerseits ist man mächtig stolz auf das Prestige und die Einnahmen – andererseits will man die Spieler so gut wie möglich schützen. Wie? Am einarmigen Banditen sollen demnächst Personalausweise kontrolliert werden. Vielleicht. Oder doch nicht.
Ein Verbot jeglichen Glücksspiels ist ungefähr so sinnvoll wie die Prohibition von Ballerspielen, Rauchen oder Alkohol. Wer im Internet oder im Hinterzimmer der Kneipe wettet oder pokert, lacht über staatliche Restriktionen. Es wäre schön, wenn das Land diese Realität endlich anerkennen und aufhören würde, zwischen guten und bösen Spielern zu unterscheiden. Es ist besser, sich zu seinen Träumen von Baden-Baden zu bekennen, als den Süchtigen etwas vorzumachen. Wer ehrlich ist und den Glamour, das Geld und den selbstbestimmten Menschen will, muss den Spielbetrieb nicht nur im feinen Casino, sondern auch in der schmuddeligen Wettbude erlauben.