f. c. gundlach wird 80 : Mode als Geschichte
Er sammelt und sammelt und wird dessen nicht müde: „Als Modefotograf muss man ganz in der Zeit leben“, hat F. C. Gundlach, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, einmal gesagt. Und gemeint, dass es nicht um die Inszenierung, sondern um die Mode selbst gehen solle. Nicht umsonst schwärmt er immer noch von schlecht ausgeleuchteten Treppenhäusern bei den Haute-Couture-Schauen im Paris der 60er Jahre, in denen er den Models mit der Kamera auflauerte – damals, als die Fotografen ihre Bilder noch selbst inszenieren mussten.
Heuten dagegen sind die Laufstege perfekt ausgeleuchtet – kein Reiz für einen Ästheten und Individualisten wie Gundlach, der Mode immer als soziologisches Phänomen begriff. Seine Fotosammlung – beginnend mit den Anfängen der Fotografie – dokumentiert die Wandlung von Kleidung und Sitten, sucht der jeweils abgelichteten Szene immer Struktur und Choreographie abzugewinnen und erzähltganz nebenbei Zivilisationsgeschichte.
Mit Theater- und Filmreportagen hat der in Hessen geborene Gundlach, dessen Wehrmachts-Zeit schwere seelische Wunden schlug, begonnen. 1956 kam er über Wiesbaden und Stuttgart nach Hamburg. Als einer der ersten hat er von hier aus Mode- und Reportagereisen in den Nahen, Mittleren und Fernen Osten unternommen. Auftraggeber waren Stern, Quick und diverse Filmillustrierte. Der Exklusivvertrag mit der Brigitte ab 1963 begründete schließlich seine Fotografenkarriere – „damals, als die Redaktionen die Fotografen noch als gleichberechtigte Gesprächspartner betrachteten, anstatt sie zu benutzen“. Ein bisschen wehmütig ist er immer noch, aber resignieren mag er nicht. Für Fotografenkollegen, die in den Medien lange keine Beachtung fanden– etwa der Ungar Martin Munkácsi –, schlägt sein Herz schon lange; im vorigen Jahr hat er ihm eine Ausstellung gewidmet. Und seit Jahrzehnten kämpft er für das ewig unterschätzte Medium Fotografie.
In diesem Punkt jedoch gelang ihm 2005 ein später Triumph: Die Eröffnung des „Internationalen Hauses der Photographie“ in der südlichen Hamburger Deichtorhalle krönte seine hartnäckigen Bemühungen. Seine 12.000 Blätter fassende Sammlung hat er als Dauerleihgabe dorthin gegeben. Hochmütig allerdings hat ihn das nicht gemacht: Zur Ausstellung eigener Werke anlässlich der Eröffnung des Hauses hat ihn die Stadt Hamburg mühsam überreden müssen. PS