entführer vor gericht : Rache für krude Geldwäsche
„Wash Wash“ heißt eine wundersame Geldvermehrungsofferte, die eigentlich ein Trickdiebstahl ist, der offenbar vor allem von Kamerunern begangen wird. Sie erzählen ihren Opfern ein Märchen von viel Geld, das schwarz gefärbt werden musste, um am Zoll vorbei aus der afrikanischen Heimat geschleust zu werden. Zum Entfärben brauche man echte Geldscheine: Einer verhelfe zwei verfärbten Scheinen wieder zur Gültigkeit. Zum Dank verdopple sich der Einsatz des Geldgebers. Nach dieser Erklärung zeigt der Betrüger einen bühnenreifen Budenzauber. Er wickelt einen echten Schein und zwei schwarze Scheine in Alufolie, spritzt eine Chemikalie hinein und präsentiert drei echte Geldscheine. Übergibt das Opfer dem Betrüger dann größere Geldsummen zum Waschen, dann vertauscht Letzterer das in Alufolie verpackte Geld durch einen Stapel mit schwarzem Papier und setzt sich ab.
Auch der 23-jährige Hasan A. fiel auf ein solches Angebot herein und verlor dadurch 22.500 Euro – das gesamte Geld seiner Familie. Weil der bislang nicht Vorbestrafte die drei Männer, die ihn betrogen hatten, entführte und von ihnen Lösegeld erpresste, wurde er am Donnerstag vom Landgericht wegen erpresserischen Menschenraubs zu einer Haftstrafe von 45 Monaten verurteilt. Sein 24-jähriger Bruder Karim, der ihn unterstützt hatte, muss für vier Jahre in Haft, der ebenfalls beteiligte Freund Ümit M. (25) 42 Monate.
Zwei Tage dauerte der Prozess, in dem dünne Geständnisse die Vorwürfe der Anklage bestätigten: An einem Abend Ende Mai 2007 bekundete Ümit M. gegenüber einem 37-jährigen Kameruner, der Hasan A. betrogen hatte, Interesse an einem Wash-Wash-Geschäft. Er lockte ihn zu den Autos der Brüder A., die ihn mittels Schreckschusspistole zum Einsteigen brachten. Dann fuhren die Türken zu einer Neuköllner Wohnung. Dort wurde der Entführte mit dem Tod bedroht, falls seine Angehörigen nicht zahlen würden. Viermal wechselten die Entführer mit dem Opfer ihren Aufenthaltsort, bis sie ihn nach fünf Wochen nach einer Zahlung von 13.000 Euro frei ließen.
Noch vor der Entlassung des ersten Opfers entführten die drei Türken zwei weitere Kameruner, die ebenfalls an dem Trickdiebstahl beteiligt waren. Auch diese Opfer wurden gefesselt, geschlagen und mit dem Tode bedroht, falls für sie nicht 40.000 Euro gezahlt würde. Die Polizei beendete die Selbstjustiz am 4. Juli, weil sie vom inzwischen freigelassenen Kameruner Hinweise auf das Versteck in der Uckermark erhalten hatte.
Wegen Diebstahls wurden die beiden zuletzt entführten Kameruner im August 2007 zu einer einjährigen Haftstrafe zur Bewährung verurteilt. Der Prozess gegen den 37-jährigen Kameruner steht noch aus.
Die Türken sind nicht die ersten, die auf die organisierte Wash-Wash-Kriminalität so reagierten. Erst im Juli wurden sechs Pakistaner zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, weil sie ebenfalls versucht hatten, etwa 60.000 Euro, die aus der weit verzweigten Großfamilie kamen, durch die Entführung des kamerunischen Diebes wieder zurückzubekommen. UTA FALCK