einheitsfeiern : Castrop-Rauxel, nimm dich in Acht!
Äh, Moment mal. Haben wir da was nicht mitbekommen? Die da drüben in Potsdam dürfen am Tag der Deutschen Einheit so richtig die Kuh steppen lassen und wir nicht? „Das ist traurig und einer großen Kulturnation nicht würdig.“ Ja klar, danke, Herr Lindner, aber das hier ist immer noch unser Kommentar. Also. Eine stante pede einberufene Alarmsitzung der Lokalredaktion brachte ein selten einheitliches Ergebnis: Berlin ohne Einheitsfest, das ist traurig, unwürdig und hat mit großer Partykultur nichts zu tun.
KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE
Das liberale Argument zündet schließlich wie ein Chinaböller: „In jedem Provinznest“ gibt es Gedenkveranstaltungen, Paraden und Feuerwerke, folgert der Fraktionschef mit unerbittlicher Logik. Und in Sachen Provinz lassen wir uns hier nix vormachen, im Buddybären-Hertha-Udo-Walz-Berlin, das ist aber mal klar.
Es ist also an FDP und taz, Seit an Seit wider den Einheitsbrei zu streiten und eine ordentliche Sause zu organisieren. Die Einladung schreiben wir, ist ja schon fast geschafft, die FDP macht den Rest – nur vorbildliches privates Engagement nach Parteiprogramm kann rot-rote Partyträgheit noch auswetzen.
Den FDP-KollegInnen bleibt das ganze Wochenende, um Luftballons aufzupusten, Cracker und ein paar Kästen Bier einzukaufen. Das alles auf dem Alex schön anordnen, gelbe Fähnchen in die Hände, „Einigkeit und Recht und Freiheit“ in Endlosschleife – fertig ist das offizielle Einheitsfest. Na gut, kuschlig eng wird’s nicht, die FDP-Fraktion besteht gerade mal aus zwölf Feierwütigen. Aber im Krachmachen, da sind die Liberalen einsame Spitze. Und eins wäre sicher: Wir, die FDP und Berlin hätten Castrop-Rauxel mal wieder gezeigt, wo der Hammer hängt.