die wahrheit: Unterwegs in geheimer Mission, Teil 2
Was bisher geschah: Wir sind im Auftrag des US-Geheimdienstes unterwegs in Khandar, einer Republik irgendwo im Osten, und müssen verhindern, dass ein Atomwaffenzünder den kommunistischen Rebellen in die Hände fällt...
...Als wir das Haus des Verdächtigen Belkin, Chef der Außenhandelszentrale, durchsuchen und den Zünder finden, kommt Belkin überraschend früh nach Hause.
Wir rennen durch die Hintertür, wo unsere Kontaktleute in einem Lastwagen warten. Sie rasen mit uns davon, wir werden auf der Ladefläche kräftig durchgeschüttelt. Man bringt uns in ein sicheres Haus, das einer holländischen Fotografin gehört. Von dort aus lassen wir "Topaz", die angeblich für uns arbeitet, verhaften, denn wir vermuten, dass sie mit den Rebellen unter einer Decke steckt. Per Videolink können wir sie verhören. Sie ist an einen Lügendetektor angeschlossen. Ob sie Belkins Geliebte sei, wollen wir wissen. Sie leugnet empört, aber der Lügendetektor schlägt aus. Das wäre also geklärt. Nun kommt unsere Killerfrage: "Bist du eine Doppel
agentin?" Nein, schreit sie. Der Lügendetektor spielt verrückt. Wir haben sie mit unserer geschickten Verhörtaktik überführt. Sie bricht zusammen.
Der Mann, den sie am Anfang unserer Mission in dem Hotel getroffen habe, sei ihr Cousin, gesteht sie. Er sei der Rebellenführer und habe sie in die Sache hineingezogen. Sie sollte Belkin den Zünder abluchsen, den er schurkischerweise ins Ausland verkaufen wollte, und ihrem Cousin übergeben. Wir müssen nun entscheiden, ob wir den Präsidenten von Khandar informieren oder eine Spezialeinheit schicken wollen. "Diplomatie ist langweilig", krähen wir einstimmig. "Schickt die Heavies!"
Plötzlich melden unsere Kontaktleute, dass das sichere Haus aufgeflogen sei, wir seien in Gefahr. Wir rennen in Windeseile die Treppe hoch aufs Dach, wo uns ein Hubschrauber aufnimmt und zurück nach Washington bringt - mitten ins "International Spy Museum", wo die Nachbesprechung unseres Einsatzes stattfindet. Wir haben gut gearbeitet, die Spezialeinheit habe den Zünder erbeutet, die Rebellen seien verhaftet, Khandar sei atomwaffenfrei, bescheinigt uns die Geheimdienstchefin: "Ich gebe euch vier von fünf möglichen Punkten."
Im interaktiven Spionagemuseum in Washingtons F Street (www.spymuseum.org), das unsere Khandar-Mission organisiert hat, sind sämtliche Utensilien ausgestellt, die Spione im Laufe der Jahrhunderte benutzt haben. Berlin, dem Agentenmekka des Kalten Krieges, ist eine ganze Abteilung gewidmet. Selbstverständlich sind die Kommunisten der Hauptfeind, eine Tür mit der Aufschrift "Tor zur Hölle" führt in die gruselige Welt der Sowjetspione. Im angeschlossenen Laden kann man alles kaufen, was das Agentenherz begehrt: von winzigen Überwachungskameras bis hin zu einem Spray, das Briefumschläge für 30 Sekunden durchsichtig macht. "Operation Spy", der Ausflug nach Khandar inklusive Weltrettung, kostet 14 Dollar. Echte CIA-Mitarbeiter erhalten unter Vorlage ihres Spionageausweises einen Dollar Ermäßigung.
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