die taz-empfehlung : Die wundersamen Wege der Einbürgerung
Um es vorweg zu sagen: Die OrganisatorInnen der Altonale haben lange darüber diskutiert, ob es nicht sinnvoller sei, die Lesung der Exil-Iranerin Fahimeh Farsaie für Frauen und Männer gleichermaßen zugänglich zu machen. Durchgesetzt haben sich diejenigen, denen es wichtiger erschien, im Altonaer Haus Drei einen Raum nur für Frauen zu erhalten. Somit liest Farsaie heute Abend nur für Frauen.
Unabhängig davon, ob man das für sinnvoll hält oder nicht: der Besuch lohnt allemal. Denn in ihrem satirischen Roman „Eines Dienstags beschloss meine Mutter Deutsche zu werden“ beschreibt sie aus der Sicht der Tochter, wie der leidenschaftliche Einbürgerungswille der Mutter das alte Leben der Familie untergräbt. Während Sima Khanoom mit dem Nachbarn die Kröten-Rettungsgruppe besucht, wendet sich Vater Abbas in seinem Versuch, die alte Autorität zu retten, der islamischen Mystik zu. Derweil retten sich die verunsicherten Kinder zu blauäugigen Freunden, deren Einfluss auch nicht recht übersehbar ist.
Fahimeh Farsaie hat sich verschiedentlich mit Einbürgerungsfragen befasst. Nicht nur als sie angesichts der Einbürgerungsdebatte „Zehn Fragen zur Einbürgerung“ – „Würden Sie als Frau nichtdeutscher Herkunft bei Ihrem gewalttätigen Ehemann bleiben? Ihr Aufenthaltsrecht wird von seinem abgeleitet!“ – stellte. Nachdem sie unter dem Schah-Regime inhaftiert war, kehrte sie 1979 in den Iran zurück, wurde erneut verfolgt und lebt seit 1983 – eingebürgert – in Deutschland. grä
Lesung von Fahime Farsaie, heute 20 Uhr Haus Drei, Hospitalstr.107. Exklusiv für Frauen