die neuzeit der doping-aufklärung bei den winterspielen in turin : Kein Kavaliersdelikt mehr
Wenn das olympische Feuer brennt, dann ist eines gewiss: Der nächste Dopingskandal ist nicht weit. Das war bei den Winterspielen von Salt Lake City so, als Johann Mühlegg seiner Form unerlaubterweise nachhalf, bei den Sommerspielen von Athen, als der Kenteris-Clan ein famoses Schelmenstück schrieb. Und auch in Turin wird nicht nur über Medaillen und Schießfehler diskutiert, sondern vermehrt über Hämoglobinwerte, Schutzsperren und österreichische Blutpanscher. Einen prominenten positiven Dopingfall gab es auch schon.
Die Olympischen Spiele stehen in einer Traditionslinie des Dopings. Das war immer schon so. Allerdings haben sich die Mittel der Dopingfahnder in der Zwischenzeit verändert. Auch die Medien reagieren aufmerksamer als in der Vergangenheit; manchmal sind sie es sogar, die Ermittlungen anstoßen. Sportler werden in der Neuzeit der Dopingaufklärung nicht mehr nur vom Kontrolleur besucht, der Urinproben für die Laboranalyse sammelt, sondern im Verdachtsfall auch von Polizei und Staatsanwalt; und sie können sogar ohne Positivtest gesperrt werden, wenn andere Dokumente die Tat belegen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und vor allem die Welt-Antidoping-Agentur Wada haben erkannt, dass der Szene nicht mit den herkömmlichen Mitteln beizukommen ist. Strenge Gesetze und der Ermittlungseifer von Staatsanwälten müssen her, damit Erfolge im Antidopingkampf möglich sind. In Italien gibt es nun beides: einen sendungsbewussten Staatsanwalt namens Raffaele Guariniello und entsprechende Paragrafen.
Wer dopt, muss mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Das hat eine andere Qualität. Doping ist kein Sportverbandskram mehr, kein lässliches Delikt. Der Doper oder der anstiftende Trainer können ins Gefängnis wandern. Davor hatten einige Athleten im Vorfeld der Spiele Angst und sind zu Hause geblieben; das betraf vor allem die Eishockey-Profis aus der nordamerikanischen NHL. Ja selbst das IOC hatte Mühe, sich mit den italienischen Behörden zu verständigen. Nun ziehen sie an einem Strang – mit Erfolg. MARKUS VÖLKER