■ die anderen: Die "Basler-Zeitung" zur Abtreibung mit Milfegyne / "L'Echo Republicain" (Chartres) zu Chiracs Kohabilitations-Rede / "El Mundo" (Madrid) meint zum Iran / "La Stampa" (Turin) über Jugoslawien
Die „Basler Zeitung“ zur Abtreibung mit Mifegyne: Die Frauen werden es der Volketswiler Firma Cosan danken: Ihnen steht jetzt neben der chirurgischen auch eine medikamentöse Methode zum Schwangerschaftsabbruch zur Verfügung. Sie können entscheiden, welche Methode für sie die bessere ist. Aber es wird nicht zu vermeiden sein, daß die Abtreibungsgegner den Mifegyne-Entscheid in der kommenden Fristenlösungsdiskussion propagandistisch ausschlachten werden. Zu Unrecht: Die Zulassung hat bis jetzt in keinem Land zu einem Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen geführt. Wieso sollte dies in der Schweiz anders sein?
„L'Echo Republicain“ (Chartres) zu Chiracs Kohabitations-Rede: Der Präsident der französischen Republik hat sich auf eine allgemein gehaltene Rede über die seines Erachtens „unerträglichen“ Personalquerelen in den eigenen Reihen beschränkt und seine Oppositionspartei daran erinnert, daß sie die Pflicht zur Einheit hat. Diejenigen, die ein Alternativprogramm zum herrschenden Sozialismus erwartet hatten, wurden enttäuscht: Zwar hat Chirac die Regierung aufgefordert, den Schuldenberg abzubauen, die Bürokratie zu verringern und das Rentenproblem zu regeln. Aber erneut ohne allzu große Aggressivität, als wollte er niemanden verärgern.
„El Mundo“ (Madrid) meint zum Iran:Man möchte meinen, die islamischen Reaktionäre hätten gewonnen. Aber so einfach ist das nicht. Chatami weicht vor den Fundamentalisten auch aus taktischen Erwägungen zurück. Er will ihnen keinen Vorwand liefern, seiner Reformpolitik ein Ende zu setzen. In Iran stehen sich zwei feindliche Gesellschaften gegenüber: die der zivilisierten Reformen und die der mittelalterlichen Revolution. Chatami kann dieses Pulverfaß immer weniger kontrollieren. Eine brutale Repression wird die Proteste nicht stoppen. Sie könnte das Land vielleicht sogar in einen Bürgerkrieg führen.
„La Stampa“ (Turin) über Jugoslawien: Die Proteste, die in Serbien seit Wochen Tausende von Menschen jeden Alters auf die Straße bringen, sind – im Gegensatz zu denen im Iran – kategorisch und haben unter vielen Beweggründen einen völlig unzweideutigen: die Niederlage Jugoslawiens im Konflikt mit der Nato. Gleichzeitig haben die Demonstrationen auch einen beinahe einhelligen Zweck: die Vertreibung Miloševic', des letzten slawisch-kommunistischen Tyrannosaurus, seines gescheiterten Klüngels und seiner Millionärsfamilie von einer Macht, die inzwischen alle als unrechtmäßig ausgeübt und betrügerisch manipuliert betrachten.
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