die anderen über großkoalitionäre begierden und kamillentee :
Die Wiener Zeitung Der Standard zur Regierungsbildung in Berlin: Noch im Wahlkampf beschimpften sich Sozial- und Christdemokraten erbittert. Vor acht Wochen verhöhnte die SPD das Vorhaben der Union, die Mehrwertsteuer um zwei Punkte anzuheben, noch mit den Worten: „Merkel-Steuer, das wird teuer.“ Jetzt trägt sie sogar die Erhöhung von 16 auf 19 Prozent mit. Daran müssen sich Politiker wie Bürger erst einmal gewöhnen. Die neue große Koalition muss miteinander so umgehen, dass das geheime Verlangen vieler Koalitionäre nicht ständig sichtbar wird – der Wunsch nämlich, möglichst bald nicht mehr auf diese große Koalition angewiesen zu sein.
Die österreichische konservative Zeitung „Die Presse“ zum gleichen Thema: Na, das kann ja heiter werden. Mit Fröhlichkeit und Leidenschaft möge die künftige deutsche Regierung zu Werke gehen, wünschte sich Angela Merkel, die neue Mater Germaniae, nach der mehr oder minder feierlichen Unterzeichnung der Koalitionsvereinbarung. So also hört sich das an, wenn eine Regierung, die eigentlich keiner der Beteiligten wollte, Aufbruchstimmung erzeugen will und sich selbst schönredet. Wenig überzeugend das alles. Nicht der ersehnte Ruck geht durch Deutschland, sondern ein müdes Gähnen. Diese Koalition ist so aufregend wie Kamillentee.