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Archiv-Artikel

die anderen über foltervorwürfe gegen die koalitionstruppen im irak

The Sunday Times aus London kommentiert: In Kombination mit den Bildern von der erniedrigenden Behandlung irakischer Gefangener durch US-Truppen hinterlassen die Fotos einen bitteren Nachgeschmack. Wahrscheinlich ist nur eine winzige Minderheit der Soldaten beteiligt. Der Propagandawert der Bilder aber ist für die Feinde der Koalition enorm. Den Sieg davonzutragen heißt im Irak, der moralisch Überlegene zu sein. Diese Aufgabe ist jetzt dringlicher als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seit der Invasion.

Der ebenfalls in London erscheinende Observer schreibt: Empörung ist nicht genug, und auch das gewalttätige Umfeld im Irak kann keine Entschuldigung sein. Bisherige britische Untersuchungen zu mutmaßlichen Misshandlungen scheinen nicht mit der gebotenen Dringlichkeit vorangetrieben zu werden. Das Ziel einer irakischen Demokratie und der Wiederaufbau, den wir versprochen haben, könnten durch noch mehr Bilder von der Art, wie wir sie gesehen haben, unwiderruflich beschädigt werden.

Die Neue Zürcher Zeitung meint: Der Vorgang ist abscheulich, seine Wirkung verheerend, und der Versuch der Täter, sich zu rechtfertigen, billig. Weder Stress noch Angst oder mangelnde Führung und schon gar nicht die fehlende Kenntnis der Genfer Konventionen entschuldigen derartige Gewaltexzesse. Wer Gefangene quält und entwürdigt, handelt unmenschlich, ganz egal, aus welchen Motiven und auf wessen Anweisungen das geschieht. Die Frage muss gestellt werden, ob nicht der von Washington verfügte Umgang mit Kombattanten in Guantánamo oder Afghanistan mit zu einem Klima beiträgt, in dem der einzelne Soldat eine Verwischung von Grenzen bei der Gefangenenbehandlung eher in Kauf nimmt – vor allem dann, wenn links und rechts Kameraden getötet werden und er selbst längst nicht mehr als Befreier be jubelt, sondern als Besatzer bespuckt wird.

Der Sonntag-Express aus Köln kommentiert: Koalitionssoldaten, die Gefangene misshandeln, treten die Menschlichkeit mit Füßen. Sie waren in den Irak gekommen, um das Land von Diktator Saddam Hussein zu befreien, um Demokratie und Hoffnung zu bringen. Einige wenige nun führen diesen Auftrag ad absurdum. Sie demütigen nicht nur Menschen und das Bild ihrer Kameraden, sondern auch die Genfer Konvention. Dort ist verankert, dass „jeder Gefangene mit Menschlichkeit zu behandeln ist“. US-Präsident Bush muss nun gegen gewissenlose Soldaten vorgehen, ihnen mit aller Härte klar machen, dass ihr Weg der falsche ist.