die anderen über die unruhen in frankreich: :
Libération aus Paris schreibt: Wenn der Staat versagt, dann ist zuerst der Staatschef Rechenschaft schuldig. Diese Tage der Unruhen offenbaren die unglaubliche Fehlleistung einer inneren Sicherheitspolitik, die in den letzten Jahren ausschließlich der Demagogie der Wahlen und den Prioritäten der jeweiligen Minister unterworfen war. Diesbezüglich ist die Rechte doppelt schuldig, weil sie seit 2002 die Nachbarschaftspolizei aufgelöst hat und weil sie den Gemeinden und Verbänden den Geldhahn zugedreht hat.
Die Wirtschaftszeitung La Tribune meint: Man hat nicht darauf geachtet, dass seit mehreren Jahren viele Vorstädte eine Organisation am Rande der Gesellschaft gefunden haben. Es gibt dort rechtlose Zonen, die von lokalen Mafias beherrscht werden. Diese nutzen die wehrlosen Menschen und Einrichtungen aus, um einen Schwarzmarkt zu entwickeln, der auf Drogenhandel, illegalen Geschäften aller Art und Schwarzarbeit beruht. Jetzt ist der Dampfkessel explodiert. Für Präsident Chirac ist die Lage nicht einfach. Auch die besten Lösungen für soziale Problemviertel brauchen Zeit, um zu wirken. Wundermittel gibt es nicht.
Die Zeitung Ouest-France aus Rennes in der Bretagne mahnt: Es ist unsere Gesellschaft, die in Frage gestellt wird. Politiker, linke wie rechte, sind gleichermaßen für die Vergangenheit verantwortlich. Heute müssen sie sich ohne Vorbehalt solidarisch zeigen und auf Polemik verzichten. Sie müssen ihre Anstrengungen bündeln und die Aktion somit effizienter machen. Dies könnte Vertrauen wiederherstellen und die Franzosen ein bisschen mit ihren Politikern versöhnen. Und schließlich müssen wir eingestehen, dass diese Jugendlichen keinerlei Perspektive haben. Und dass nichts erreicht werden kann, solange die Gesellschaft ihnen weiterhin negative Botschaften über die katastrophale Zukunft übermittelt, die sie erwartet.
Les Echos kommentiert: Seit den ersten Ausschreitungen im Minguettes-Viertel bei Lyon, die mehr als 30 Jahre zurückliegen, haben die aufeinanderfolgenden Regierungen jeder Couleur nur an Antworten gebastelt, indem sie mal lockten, dann wieder drohten. Sie waren vor allem bemüht, die Flammen zu löschen und die Asche sorgfältig unter den Teppich zu kehren – wobei sie die Endreinigung den anderen überließen.