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Archiv-Artikel

die anderen über die nationalistische fußball-em und die eu-verfassung

Zur Fußball-EM meint die New York Times: Während sich die europäischen Führer dieser Tage in Brüssel versammelten, um einen Verfassungsentwurf für eine immer engere Union zu diskutieren, strömten hunderttausende Fußball-Fans vom ganzen Kontinent zur EM 2004 nach Portugal, um ihre Landesfahnen zu schwenken und andere Europäer auszubuhen. Oder, wie mehrere hundert englische Hooligans, um ihre europäischen Landsleute zu verprügeln. Fußball ist der letzte Hort für die ursprünglichen, kriegerischen Nationalismen des Kontinents. Der Gedanke, dass französische und englische Fußballstars bald zusammen in einer Europamannschaft spielen, ist unvorstellbar.

Die Wiener Tageszeitung Der Standard kritisiert die neue EU-Verfassung: Der erste reguläre EU-Gipfel nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsländer hat deutlich gezeigt: Alle Beschwörungen, dass Europa transparenter und entscheidungsfreudiger werden muss, dass die inzwischen fast 450 Millionen Bürger der Gemeinschaft mehr eingebunden werden müssen, dass diese sich stärker als Unionsbürger – von der europäischen Politik direkt Betroffene – fühlen sollen, sind reine Illusion. Solche Slogans taugen vielleicht für Wahlkampf- und Sonntagsreden. Der Wirklichkeit eines durch die Jahrhunderte stark segmentierten und aufgesplitterten Kontinents hält das nicht stand.