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Archiv-Artikel

die anderen über die folgen des irakkriegs für havanna, die us-koalition und für saddam hussein

Der französische Le Monde greift die Dissidenten-Prozesse in Havanna auf: Mit einer Mischung aus Zynismus und Brutalität, die das Regime in Havanna auszeichnet, hat der kubanische Staatschef Fidel Castro auf das Schweigen der internationalen Presse gesetzt, die mit dem Irakkrieg voll beschäftigt ist. Er hofft auf die Passivität der westlichen Regierungen, die durch die amerikanisch-britische Militäroperation im Irak in einer Zerreißprobe stecken. Den Beginn des Irakkriegs hat die kubanische Polizei für eine der schlimmsten Verhaftungswellen seit mehr als einem Jahrzehnt genutzt. Innerhalb von zwei Wochen wurden 78 Dissidenten festgenommen, denen ab dem 3. April der Prozess gemacht wird. Wer demonstriert für sie in den großen westlichen Städten? Castro zählt auf die Ablenkung durch den Irakkrieg. Man muss ihm wenigstens in diesem Punkt zeigen, dass er sich irrt.

Zu den Folgen des Irakkriegs meint die Züricher NZZ am Sonntag: Dieser Krieg wird genau wie die irakische Geschichte sein: lang, kompliziert, verwirrend und oft brutal. Unklar ist auch, wer letztlich der Sieger sein wird. Gewiss, die US-geführte Koalition wird den Krieg gewinnen – ob sie den Frieden gewinnen wird, steht auf einem anderen Blatt. Der gegenwärtige Konflikt bietet immerhin einen Trost: Wenigstens Armageddon liegt nicht im modernen Irak – nach allgemeiner Auffassung ist es das Tal Megiddo in Israel.

Zu Saddam Husseins Aufruf zu irakischem Widerstand meint die Turiner La Stampa: „Verteidigt euch notfalls mit nackten Händen“: Dazu hat Saddam Hussein seine unglücklichen Landsleute ermahnt. Statt die Menschen aufzurütteln, haben diese Worte aber nur Angst und Verzweiflung verbreitet. Wenn ein Diktator so spricht, dann heißt das, dass seine von Größenwahn und Paranoia besessenen Reden mittlerweile ihren traumhaften Aspekt verloren haben. Der Tyrann träumt nicht mehr, er tut nur so, als hätte er noch Hoffnung, aber tief in sich weiß er, dass sich das Schicksal gewendet hat. Und die Menschen verstehen: Es gibt keine Hoffnung mehr.