piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über boris jelzin:

Die Washington Post meint zum Tod des früheren russischen Präsidenten: Obwohl Michail Gorbatschow mit der Demontage des Sowjet-Kommunismus begann, war es Jelzin, der sicherstellte, das der Prozess, wenngleich nur zeitweise, zu Demokratie und liberalem Kapitalismus führte. Er war auch der Hauptvorkämpfer für ein friedliches Auseinanderbrechen der Sowjetunion. Dies machte es neben Russland 14 weiteren Nationen möglich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Darunter sind drei, die heute Mitglieder in der Europäischen Union und der Nato sind. Tragischerweise hat Jelzin dann letztlich selbst viel von dem wieder zerstört, was er erreicht hatte.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert: Jelzins größter Sündenfall war die Entscheidung, die abtrünnige kleine Kaukasusrepublik Tschetschenien mit kopfloser militärischer Gewalt zurückzuerobern. Das zerstörerische Werk, das Jelzins Nachfolger Putin in einer zweiten Etappe nicht weniger rücksichtslos fortsetzte, hat Zehntausende von Menschenleben gekostet. Die Wunden sind noch längst nicht verheilt. Gewiss kommt niemand auf die Idee, Boris Jelzin einen lupenreinen Demokraten zu nennen. Aber aufs Ganze gesehen hat er für den Durchbruch demokratischer Ansätze in Russland wohl mehr getan als irgendein anderer Regent in Russland.