der wochenendkrimi : Oma schmollt
„Tatort. Hundeleben“, Ostermontag (!), 20.15, ARD
Der deutsche Krimi bevorzugt kurze Wege. Am besten stolpern die Ermittler beim Brötchenholen über die Leichen. Die erzählerische Schlichtheit, mit der man Kommissare in ihre Fälle schlittern lässt, ist oft erschreckend – beim Kölner „Tatort“ hingegen ein lieb gewonnenes Prinzip: Kommissar Schenk (Dietmar Bär) betrachtet die Stadt eben als großes Wohnzimmer, in dem der Dicke zum Leidwesen des Kollegen Ballauf (Klaus J. Behrendt) raumgreifend seine verquere väterliche Fürsorge verströmt; Frau und Nachwuchs zu Hause (soll es tatsächlich geben!) sieht er von der Schlafcouch im Büro ja sowieso nie. Für Schenk ist jeder Mord in Köln wie ein Mord in der eigenen Familie. Meist hat er gleich mehrere verlorene Kreaturen an den Hacken; diesmal die eigene Oma und einen fremder Hund. Die Alte hat er schweren Herzens im Serionenheim „Abendrot“ untergebracht, und das Tier gehört einer Ärztin, die eben dort den gewaltsamen Tod gefunden hat. Der Fall um überfordertes Pflegepersonal und gewinnorientierte Rentnerverwahrung wirkt streckenweise zwar etwas fahrig (Buch: Nina Hoger, Regie: Manfred Stelzer), tröstet aber durch einen von Gewissensbissen verfolgten Schenk, der der schmollenden Oma mit Pralinés hinterhertappst. Armes, gequältes Familientier. CHRISTIAN BUSS