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Archiv-Artikel

der wochenendkrimi Schnelle Nummer

„Tatort: Abgezockt“, So., 20.15 Uhr, ARD

Wenn Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts) diesen milden Glanz in den Augen hat, ist Vorsicht geboten. Dann ist sie auf dem Weg, sich zu verlieben, das geht nie gut aus. Entweder stehen die Objekte ihrer Begierde bereits unter Mordverdacht, oder sie werden brutal aus der Handlung entfernt. Odenthal ist die tragischste aller „Tatort“-Ermittlerinnen, ihre Sehnsucht findet nie Erfüllung. Sie verkörpert am deutlichsten den Triebverzicht, der den freudlosen deutschen TV-Krimi insgesamt prägt. Dabei läuft „Abgezockt“ (Buch: Klaus-Peter Wolf, Regie: Christoph Stark) für die Kommissarin viel versprechend an: Beim Kampfsport lernt sie einen Mann kennen, der sie nicht nur auf die Matte zu drücken versteht, sondern ihr auch noch mit Samurai-Weisheiten imponiert. Am nächsten Tag liegt er allerdings schon auf dem Obduktionstisch. Sie findet heraus, dass der Tote auch sexuell der sportive Typ war. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner (Sebastian Blomberg) eroberte er Frauen nach einem Punktesystem: Für den Beischlaf mit der unverheirateten Polizistin hätte er die gleiche Wertung bekommen wie für eine verheiratete Krankenschwester. Diese numerische Organisation prägt die ganze Welt, die sich Odenthal bei ihren Ermittlungen auftut: Es geht um so genannte Strukturvertriebe. Hier winkt schnelles Geld für Verkäufertypen, andere Teilnehmer gehen bankrott. Ein interessanter Plot – der sich aber irgendwann in den üblichen Klischees von Yuppieschweinen und gebrochenen Frauenherzen verliert. CHRISTIAN BUSS