der rechte rand : Neues vom „Heisenhof“
Diese Mehrfachbelastung ist Jürgen Rieger gewohnt. Unter der Woche vertritt der Anwalt Neonazi-Mandanten wie derzeit in Itzehoe. An Wochenenden pflegt er Neonazi-Zentren wie den „Heisenhof“ in Dörverden. Im Juli 2004 erwarb Rieger das ehemalige Bundeswehrgelände nahe Verden/Aller – um Fruchtbarkeitsforschung zu betreiben, wie er betonte, und „blauäugige Frauen“ mit dem „Samen eines ebenfalls blauäugigen Mannes“ zu befruchten. Seitdem festigt sich in der niedersächsischen Region die Neonaziszene. Aber auch der Widerstand.
„Wir werden Herrn Rieger das Leben weiterhin schwer machen“, verspricht Roland Butz, Erster Kreisrat in Verden. Der Landkreis lehnte unlängst vier Bauanträge Riegers ab. Zudem wurde der Abriss des ehemaligen Offiziersheims verfügt, da es marode sei. Die dortigen Aufenthaltsräume will Rieger für die „Forschung“ nutzen. „Gegen alle Entscheidungen hat Rieger Widerspruch eingelegt“, sagt Butz. Gegen das Verbot der dauerhaften Wohnnutzung allerdings werde auf dem Heisenhof nicht mehr verstoßen. Im Herbst 2005 war dafür noch ein Zwangsgeld von 10.000 Euro gegen Rieger festgesetzt worden.
Ehemalige Heisenhof-Bewohner sind mittlerweile wieder in Dörverden gemeldet. Zunehmend gewinnen die NPD und die „Jungen Nationaldemokraten“ neue Anhänger in der Region. Die Partei will bei den nächsten Kommunalwahlen antreten, hofft, dass Rigolf Henning und Sven Wellhausen in Verdens Stadtrat einziehen, dazu Daniel Fürstenberg und Matthias Schulz in den Dörverdener Gemeinderat. Bei der letzten Bundestagswahl konnten die Rechten ihre Stimmen verzehnfachen und erreichten 4,04 Prozent.
Regelmäßig bieten Schulen und Initiativen in und um Dörverden Informations- und Diskussionsveranstaltungen gegen Rechts an. Diese Veranstaltungen versuchen die Rechten immer wieder zu behindern – zuletzt am 4. Mai: Etwa 25 Neonazis, darunter auch Leute vom Heisenhof, wollten in Walsrode einen Termin des DGB-Kulturarbeitskreises stören. „In letzter Sekunde fing die Polizei sie ab“, berichtet Gewerkschafter Charly Braun. Das Dörverdener Bündnis gegen Rechtsextremismus lädt indes wieder zum Sonntagsspaziergang ein: Am 14. Mai wird protestiert gegen den Heisenhof (Näheres unter www.heisenhof.info).