der rechte rand : Attacken auf Aussteigewillige
Auf seinem Rücken sind die Spuren der Dachlatten-Schläge noch zu sehen. Nur zögerlich vertraute sich in der vergangenen Woche ein Schüler wegen eines Übergriffs im südniedersächsischen Bad Lauterberg einem Lehrer an. Der 14-Jährige lebt in einem nahegelegenen kleinen Ort und will seinen Namen nicht veröffentlicht sehen. „Aus Angst“, sagt der Lehrer, „möchte er auch keine Anzeige erstatten.“
Auf dem Weg zum Fußballspielen hätten ihn mehrere Männer angegriffen. Der Grund: Er habe „keinen Bock mehr“ auf die rechte Szene. Noch bis vor kurzem war er selbst regelmäßig zu sehen vor einer einschlägig bekannten Tätowierstube in Bad Lauterberg. Die Rechten, die ihn nun angriffen, habe er nicht gekannt. „Sie kamen aus einem anderen Ort“, sagt der Lehrer.
In der Region haben Neonazis schon öfter junge Kameraden bedroht, die überlegt hatten, nicht mehr „mitzumachen“. So habe eine Schülerin berichtet, ihr Freund sei zusammengeschlagen worden, als er „aussteigen“ wollte, sagt Martin Struck, Leiter der Förderschule Lutterberg. Zuvor soll der junge Mann überwacht worden sein.
Im nahe gelegenen Vienenburg quälten im Oktober 2000 vier Nazi-Skinheads über Stunden einen Kameraden, der eine Beziehung zu einer „ausländischen Frau“ habe. Schwer verletzt warfen sie ihn nackt in die Feldmark, wo er erfrieren sollte. Das Opfer überlebte, weil zufällig ein Bauer vorbeikam und ihn fand.
In der Gegend weiten sich die rechten Strukturen aus. Bad Lauterbergs parteiloser Bürgermeister Otto Matzenauer sagte vor gut einer Woche der taz: „Wir haben hier eine feste Szene.“ Mittlerweile werden im Rat Aktionen gegen Rechts vorangetrieben.
In dem gleichen taz-Beitrag erhielt Schulleiter Struck übrigens versehentlich den Namen Hahn – mit dem örtlichen NPD-Ratsherrn Michael Hahn will Struck aber nichts gemein haben: Seine Schule ist schon seit 1999 eine „Schule ohne Rassismus“.