der kommentar : Top Ten als Politbarometer
Kein gutes Zeichen für die Regierung: Rot-Grün erobert die deutschen Charts
Nicht Umfragen von Forsa oder Allensbach geben derzeit Aufschluss über die politische Stimmung im Lande – sondern, quasi über Bande, die deutsche Hitparade: Ein Kumpel von Joschka Fischer, der Liedermacher Reinhard Mey, hat es mit „Nanga Parbat“ von null auf Platz zwei in den Albumcharts geschafft.
Damit nicht genug: Ein Kumpel von Gerhard Schröder, der Hannoveraner Lederkappenrocker Klaus Meine, konnte mit seinen altbackenen Scorpions aus dem Stand auf Platz vier der Charts hüpfen. Und damit immer noch nicht genug: Auf Platz fünf behauptet sich das gleichgeschlechtliche Sparten-Duo Rosenstolz mit „Herz“. Fehlen nur noch Hannes Wader, Konstantin Wecker und Gerhard Schröder mit seinen Hits „Hol mir mal ’ne Flasche Bier“ und dem „Steuersong“. Während also der rot-grünen Regierung die Wähler weglaufen, erobern tendenziell rot-grüne Lieder die Hitparaden. Der Rückzug aus der politischen in die private Sphäre führt durch den Plattenladen, wo uns die Scorpions sozialdemokratische Frische suggerieren und Reinhard Mey enttäuschte Grüne mit wohlfeiler Süffisanz tröstet: „Was kann schöner sein auf Erden / Als Politiker zu werden?“
Vielleicht ist aber alles nur halb so wild: Wir sind Helden, die sich seit Juli 2003 in den Top Ten halten, bekamen unlängst die Platin-Schallplatte verliehen. Für insgesamt 200.000 verkaufte Alben. Macht im Schnitt schlappe 666 Verkäufe pro Tag. 666. Auch kein gutes Zeichen. FRA