der heilige und das flugzeug von RALF SOTSCHECK :
Es ist angenehm dieser Tage in Irland. Aus Anlass des heutigen irischen Nationalfeiertages, des St. Patrick’s Day, haben alle führenden Politiker die Grüne Insel verlassen und begehen den Tag im Ausland – natürlich im Dienst einer guten Sache. Der irische Schutzpatron Patrick soll die Insel im 5. Jahrhundert christianisiert haben, indem er der Bevölkerung die Dreifaltigkeit anhand eines Kleeblatts erklärte. Das gelang ihm so gründlich, dass die Iren fortan ihre Prediger ins restliche Europa aussandten, um dort die Heiden zu bekehren.
Auch die Politiker sind heute im missionarischen Dienst unterwegs – auf Staatskosten, versteht sich. Es geht ihnen dabei aber weniger um den Glauben, als vielmehr ums Geld. Eine Regierungssprecherin sagte, die Reisen der Politiker seien in diesem Jahr wichtiger denn je, weil die Politiker angesichts der schlechten globalen Wirtschaftslage mehr Urlauber nach Irland locken müssen.
Die Präsidentin Mary McAleese ist in Sydney, Premierminister Bertie Ahern war in Washington, droht aber mit seiner rechtzeitigen Ankunft zur heutigen Feier in Dublin. 20 weitere Minister und Staatssekretäre sind unterwegs in Kalifornien, Neuseeland und Brasilien bis hin zu China, Hongkong, Südafrika, Korea und Japan. In all diesen Ländern wird im Sommer zweifellos eine Reisewelle gen Irland einsetzen, denn wer möchte nicht das Land kennenlernen, dessen nette Politiker zum Touristenfang ausschwärmen? Was aber macht Verteidigungsminister Michael Smith in Savannah? Hängt es damit zusammen, dass Gulfstream dort seinen Sitz hat? Die Firma stellt luxuriöse Flugzeuge her. Der Taoiseach, was auf irisch „Häuptling“ bedeutet, aber heutzutage mit „Premierminister“ übersetzt wird, besitzt bereits eine Gulfstream, doch die ist nicht besonders zuverlässig. Einmal kam Ahern zu spät zu einem Treffen mit Kofi Annan, ein anderes Mal musste er mit einem Mietjet fliegen, weil das Staatsflugzeug entzwei war.
Außerdem bietet es nur 16 Personen Platz. Weil Ahern gerne Freunde wie Liam Lawlor in den Urlaub mitnimmt, obwohl der ehemalige Genosse offiziell wegen Korruption aus der Partei geworfen wurde, muss nun eine größere Maschien her. Die neue Gulfstrem G550 hat 18 Sitzplätze und kostet gut 60 Millionen Euro. Dafür hat sie ein paar Extras wie Staatsgemächer, einen Fitnessraum, Duschen, eine Multimediaanlage und Sitze, die den Bedürfnissen jeden Hinterns individuell angepasst werden. Außerdem gibt es, wie auf alle Gulfstreams, 15.000 Flugmeilen Garantie. Dennoch schmeißt die Regierung ihr altes Flugzeug lieber weg, obwohl es erst 8.400 Flugmeilen auf dem Tacho hat.
Die Presse monierte kleinlich, dass man für das Geld zwölf Polizeihubschrauber, 300 Sozialbauwohnungen oder 18.000 zusätzliche Operationen der staatlichen Krankenversicherung finanzieren könnte. Bleibt zu hoffen, dass heute ein plötzlicher Nebel sämtliche irischen Flughäfen für Monate einhüllt. Dann säße die gesamte Regierungsbaggage an ihren Sankt-Patrick’s-Urlaubsorten fest. Niemand würde sie vermissen.