der bettenmacher der staatschefs : Befrieder von Arkadien
Dem Großinvestor Anno August Jagdfeld gehört Heiligendamm
Sein Hotel werde sicherlich bald hervorragend laufen, sagte Anno August Jagdfeld. Jedenfalls dann, wenn es erst einmal gelungen sei, das Gelände zu „befrieden“.
In einem der vielen Fernsehinterviews in einer der vielen Sondersendungen zum G-8-Gipfel in Heiligendamm ging dieses kleine Wort des GroßinvestorsJagdfeld unter, auch der Interviewer fragte nicht nach. Er wollte lieber wissen, ob es den Staatschefs in seiner Heiligendammer Luxusherberge wohlergehe und ob die Kellner auch alles richtig machten.
Befrieden. Hinter diesem Wort versteckt sich die Geschichte von den kleinen Zäunen in einem Ort, der derzeit vom größten Zaun umgeben ist, den Deutschland bisher gesehen hat. Jagdfelds Fundus-Gruppe mit Sitz im nordrhein-westfälischen Düren hat das historische Seebad Heiligendamm einige Jahre nach der Wende aufgekauft und will ein Resort für Betuchte daraus machen. Es läuft aber nicht so recht, das Hotel ist nicht ausgelastet, eine große Bank zog einen Kredit zurück.
Jagdfeld reagierte darauf auf seine Weise: Er sperrte früher öffentlich zugängliche Wege. Begründung: Sie sollen die Gäste nicht stören. Alte, bis vor kurzem noch denkmalgeschützte Villen werden gegen den Widerstand von Denkmalschützern abgerissen, um die Häuser als Duplikat mit Keller wieder aufzubauen.
„Wenn Jagdfeld etwas will, dann setzt er das auch durch. Er bekommt das, was er möchte.“ So sprechen Freunde über den Großinvestor. Gerne umgibt sich der 60-Jährige mit Noblesse und Eleganz und empfängt Gäste auf seinem Biogut nahe Heiligendamm. Das Seebad nennt er mit Vorliebe „Arkadien“, und gern ließ er sich von Wirtschaftsmagazinen wie brand eins als Visionär porträtieren, der dem Osten endlich ein wenig Glanz bringt.
Hinter der schöngeistigen Fassade ist Jagdfeld jedoch vor allem seit Jahren ein knallharter Geschäftsmann, der laut Berichten beispielsweise des managermagazins zum eigenen Vorteil auch Geschäfte auf Kosten seiner Anleger macht. Aufgrund seiner guten Verbindungen, seines Durchsetzungsvermögens und seines Charmes ist er noch immer einer der großen Immobilienunternehmer Deutschlands.
Sein größter Coup war der Wiederaufbau des Adlons in Berlin. Der verdeckt noch immer, dass einige seiner Unternehmungen wie eine große gläserne Büropyramide im Berliner Plattenbauviertel Marzahn krasse Fehlschläge waren. Noch immer vertrauen ihm Menschen ihr Geld an.
Doch weil die Kritik an seinen Geschäften in letzter Zeit wieder lauter wird, hat es Jagdfeld sichtlich genossen, im Fernsehen ausführlich vom perfekten Funktionieren seines Hotels zu erzählen. Die Geschichte der Menschen in Heiligendamm, das Vernichten alter Kulturgüter hatte dafür nur in einem Wort Platz: Befrieden.
DANIEL SCHULZ