demonstrieren wofür? : Dagegen sein reicht nicht
Auf der einen Seite ist die Wut. Über die Nieten in Nadelstreifen (oder im Bielka-Look), die Gesundheitsreformer, die von den Pillendrehern bezahlt werden, über die rot-roten Koalitionäre, die für die Bankgesellschaft bürgen, für die Hochschulen aber nicht mehr.
Nur, wohin mit dieser Wut? Auf die Straße, hopp, hopp, hopp, Sozialklau stopp? In trauter Eintracht mit jenen Gewerkschaftsbossen, für die Solidarität gleichbedeutend ist mit Weihnachtsgeld für Aj13? Oder mit denen, die vor lauter Sozialstaatsfantasien vergessen haben, wogegen sie einmal auf die Straße gingen?
Um Missverständnissen vorzubeugen. Ich meine nicht, dass man auf Demos gegen Sozialabbau nicht gehen darf, ich weiß aber auch nicht, warum man es sollte. Eine Gegendemo ist eine Gegendemo. Das mag bei G-8-Gipfeln oder IWF-Tagungen noch Sinn gehabt haben. Doch beim Thema Sozialabbau wären auch mal Für-Demos nötig. Und natürlich eine breite Diskussion über was, wofür und warum.
Da käme wenigstens Bewegung ins Spiel. Da könnte man auch mal sagen, dass man das mit Autonomie und Selbstbestimmung nicht so gemeint hat damals, jedenfalls nicht so, wie es heute die Architekten der Ich-AGs verstehen. Dass fürsorgliche Belagerung aber auch Stillstand bedeutet. Dass es beides braucht, Sicherheit und Mut.
So aber heißt die Alternative: Alles bleibt beim Alten. Und am Montag gehen wieder alle brav an ihren prekären Arbeitsplatz. Bis zur nächsten Gegendemo, zu der dann noch weniger kommen.
UWE RADA