daumenkino : Musica Cubana
Eigentlich eine gute Idee, nach all den alten Herren aus Kuba das Augenmerk auf die junge Musikszene der Insel zu lenken: Das ist der Ausgangspunkt für „Musica Cubana“. Doch schon die ersten Bilder vom Abendlicht über der berühmten Uferpromenade von Havanna, von baufälligen Oldtimern und anderen Postkartenimpressionen weisen die touristische Richtung: „Musica Cubana“ von Regisseur Roman Kral, eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm, ersetzt lediglich ein abgedroschenes Kuba-Klischee durch ein neues.
Statt in eine nostalgisch verklärte Vergangenheit wie der „Buena Vista Social Club“ führt der Nachfolgefilm aus dem Hause Wenders nun in ein hippes Havanna voll swingender Jazz-Bars. Im Zentrum steht der 87-jährige Musiker Pio Leiva, ein Veteran der kubanischen Musik, der als ulkiger Alter mit Schiebermütze und Knautschgesicht eine Karikatur seiner selbst geben darf. Er wird von einem geschäftstüchtigen Taxifahrer überredet, aus Nachwuchskünstlern eine kubanische Supergruppe zusammenzustellen, und so macht er sich auf die Suche nach unverbrauchten Talenten. Auf seine Spuren heftet sich der Film und streift in Kurzporträts die mitwirkenden Musiker und ihre Milieus. Es ist eine Einführung für Dummies, die sich eng am rassistischen Klischee bewegt: Alle Kubaner lachen, tanzen, sind durchweg arm und glücklich. Komisch nur, dass alle davon träumen, reich und berühmt zu werden.
Penetrant wird dem Zuschauer die denkbar simple Botschaft eingehämmert: Auch junge Leute auf Kuba hören traditionelle Musik, und der „Buena Vista Social Club“ verkörpert deren wahre Essenz. Irgendwann tauchen dann völlig unmotiviert zwei Klischee-Japaner auf – vermutlich, damit die Klischee-Kubaner nicht so allein sind. Sie tun das, was Klischee-Japaner eben so tun: Sie lächeln und verbeugen sich andauernd. Doch bald entpuppen sie sich als Konzertmanager und damit als Eintrittskarte zu einer Konzertreise nach Japan. So endet der Film mit einem umjubelten Auftritt in Tokio – die dazugehörige CD steht schon in den Läden. DANIEL BAX