contra poker-taktik : Ohrfeige für die Verhandler
Das TU-Abstimmungsergebnis zum Semesterticket ist eine Ohrfeige für die Studentenvertreter. Sie sind mit ihrer Hinhaltetaktik gescheitert, in den Urabstimmungen einen Verhandlungsspielraum über den Preis zu suggerieren, wo es offenbar keinen mehr gab. Die Leidtragenden sind nun die Studenten an HU und FU, die um ihr Ticket bangen, vom verkehrspolitischen Schaden einmal abgesehen.
Sicher, die Preiserhöhung um mehr als 20 Prozent beim Semesterticket ist deftig. Dennoch sollten die betroffenen Studenten eine klare Wahl haben. Und: Studenten zahlen künftig für einen Monat urbane Mobilität noch deutlich weniger als Arbeitslosengeld-II-Empfänger, von den Preisen für eine normale Umweltkarte ganz zu schweigen.
Deshalb hat sich auch eine breite Mehrheit der TU-Studenten für den neuen Preis entschieden – man könnte auch sagen: Rationalität geht vor Grundsatzstreit. Denn trefflich konnten sich Verkehrsbetriebe und Studentenvertreter darüber streiten, ob die Preiserhöhung statistisch angemessen ist – dürfen doch die Unternehmen keinen Profit aus dem Semesterticket ziehen, damit das Solidarmodell erhalten bleibt. Schließlich zahlen auch die Studenten, die statt mit der BVG zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto unterwegs sind.
Diesen Grundsatzstreit haben die TU-Studenten im Prinzip beendet – und damit die Hoffnung der Studentenvertreter begraben, mit einem anderen Votum im Rücken neu zu verhandeln. Manche mögen sagen, der Versuch sei es wert gewesen. Aber wer in eine politische Auseinandersetzung geht, muss erstens die eigenen Kräfte und zweitens das Beharrungsvermögen des Gegners realistisch einschätzen.
Dass die Studentenvertreter nun Lehrgeld zahlen, ist vielleicht nicht schlimm. Der Preis – kein oder nur ein verzögertes Semesterticket – aber ist zu hoch.
RICHARD ROTHER