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Archiv-Artikel

clemens schneider, vogelwart auf Trischen Der Einfiedler

Von KC

Seine Geige will Clemens Schneider mitnehmen, und außerdem seine Gitarre und seine Mandoline, wenn er auf die Insel Trischen zieht. Nur die Vögel können ihm dort beim Spielen zuhören: Sieben Monate wird Schneider in einer 15 Quadratmeter großen Holzhütte leben, 13 Kilometer vom Festland entfernt und als einziger menschlicher Bewohner der Vogelschutzinsel.

Der 28-Jährige tritt am 15. März seinen Traumjob als Vogelwart an, im Gepäck seine Musikinstrumente und ein Vorrat an historischen Abenteuerromanen. Bis Oktober wird er Vögel zählen und beobachten, die Pflanzenwelt erfassen und die halbmondförmige Nordseeinsel per GPS-System vermessen. Einmal in der Woche bringt ein Festlandbewohner mit dem Boot Vorräte, ansonsten ist Schneider allein auf Trischen, das sich knapp 5 Kilometer in Nord-Süd-Richtung ausdehnt und nirgends breiter als 2 Kilometer ist. Die Verbindung zur Außenwelt ist dann der Laptop, Strom liefert die Solaranlage auf dem Dach der Hütte.

Durch Reisen, die er in den vergangenen Jahren unternommen hat, ist Schneider an das Alleinsein gewöhnt. Es reizt ihn, einmal lange Zeit mit sich selbst auskommen zu müssen. Schneider kommt aus der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, zum ersten Mal ist er während seines Zivildienstes in den Norden gezogen. Auf Pellworm hat er damals Vögel gezählt und seine Begeisterung für die Vogelkunde entdeckt. Später hat er Geografie mit dem Schwerpunkt Natur- und Umweltschutz studiert. Seine Eltern erklärten ihn erst einmal für verrückt, als er ihnen nach dem Diplom eröffnete, er würde für sieben Monate auf die sprichwörtliche einsame Insel ziehen. Mittlerweile haben sie sich aber an den Gedanken gewöhnt und wollen ihn sogar besuchen. Trischen zwischendurch selbst verlassen kann der zukünftige Vogelwart hingegen nicht: Immer wieder kommt es vor, dass Sportbootfahrer die streng geschützte Insel verbotenerweise ansteuern. Dann muss Schneider da sein um einzugreifen. Einige Annehmlichkeiten des Festlands wird er vermissen, Cafés zum Beispiel und Saunagänge. Aber als Vogelwart verzichtet er darauf gern. KC