chaos an den unis : Es regiert das Prinzip „DiMiDo“
Das Kürzel „DiMiDo-Prof“ steht im akademischen Betrieb für Professoren, die ihre studentischen Kontakte ausschließlich zwischen Dienstag und Donnerstag bestreiten. So bleibt Zeit: für den nächsten Aufsatz, die Fachtagung, die Perfektionierung der Tennis-Rückhand. Einzelfälle, gewiss, die eines vergessen haben: Hochschulen sind für die Lernenden da.
Kommentar von ULRICH SCHULTE
Doch diese Selbstverständlichkeit führen Berlins Universitäten gerade massenhaft ad absurdum – denn Schuld am Chaos vor den Studentensekretariaten trägt niemand anderes als die Hochschulen selbst. Alle drei Unis führten im Sommer flächendeckend den Numerus clausus ein und begründeten das mit den Sparplänen des Senats. Die sich häufenden Einschreibungspannen entlarven diesen Schritt spätestens jetzt als pubertäre Trotzreaktion – wenig durchdacht und völlig übereilt. Warum einen NC beschließen, wenn bisher völlig unklar ist, welches Budget wie stark beschnitten wird? Und zudem der Rekordansturm Studierender spätestens im August absehbar war?
Der Versuch, auf Kosten der Studierenden politischen Druck aufzubauen, zeitigt nun zwei Resultate: Verspätete Zulassungsbescheide und ausbleibende Semestertickets bieten Stoff für Witze in der Senatsfinanzverwaltung. Und, viel schlimmer: Die Unis vergrätzen einmal mehr die, die sie als wichtige Verbündete im Kampf gegen die drastischen Kürzungen hätten gewinnen müssen. Stattdessen konzentrieren sie sich gerade auf eines: das Prinzip „DiMiDo“ weiter zu etablieren.
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