bundeswehr/kongo : Freiwillige vor
Ob der geplante internationale Militäreinsatz im Kongo und eine deutsche Beteiligung daran sinnvoll sein können, hängt von vielen Faktoren ab. Zwei Argumente dürfen allerdings keine Rolle spielen: der Einwand, die Bundesrepublik verfüge über geringere Erfahrung in Afrika als andere Staaten, sei folglich zur Intervention wenig befähigt, und der Hinweis auf menschenrechtlich begründete Interventionen andernorts, die – schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit – nun auch einen Einsatz im Kongo zwingend erscheinen ließen. Die Argumente haben zwar unterschiedliche Stoßrichtungen, gehen aber beide an der Sache vorbei. Schlimmer noch: Sie sind scheinheilig.
Kommentarvon BETTINA GAUS
Die Bundeswehr hatte auch mit Einsätzen auf dem Balkan und in Afghanistan keinerlei Erfahrung. In der politischen Diskussion hat das keine Rolle gespielt, und die Öffentlichkeit hört, dass deutsche Soldaten überall einen hervorragenden Job machen, ob am Hindukusch oder im Kosovo. Wenn das stimmt – warum sollte es im Kongo anders sein? Wer mit dieser Begründung eine deutsche Beteiligung am Einsatz ablehnt, sucht nach Ausflüchten. Er will nicht offen sagen, dass Afrika für die Bundesrepublik kein Risiko wert ist. Das ist verbrämter Rassismus.
Andererseits aber sollten Soldaten auch nicht allein deshalb in unsicheres Terrain geschickt werden, weil sich die Regierung nicht mehr vorwerfen lassen will, sie messe mit zweierlei Maß und ignoriere Menschenrechtsverletzungen in Afrika. Der – völkerrechtswidrige – Kosovokrieg lässt sich nicht nachträglich durch eine – völkerrechtlich abgesicherte – Operation im Kongo legitimieren. Und guter Wille allein, wenn er denn vorhanden sein sollte, wird nicht genügen, um die Krise dort zu bewältigen. Dafür bedarf es eines langfristigen Konzepts.
Nichts spricht dafür, dass es ein solches Konzept gibt, im Gegenteil: Schon im September soll das kleine Bangladesch die Leitung der UN-Operation übernehmen. Viel Glück. Niemand hätte gewagt, einen solchen Vorschlag für eine Balkanregion zu unterbreiten. Aus gutem Grund: Hier wie dort ist die Interessenlage komplex. Die Konflikte haben tiefe Wurzeln, und die Interventionsmächte verfolgen durchaus auch eigene Interessen. Wenn man vor diesem Hintergrund erfolgreich sein will, dann muss man einen langen Atem haben, sonst richtet man mehr Schaden an, als es Nutzen bringt. Wer in den Kongo hineingeht, muss also auch bereit sein, dort zu bleiben. Jahrelang. Freiwillige vor.