britta und franziska : Haareraufen auf dem Boulevard
„Sie galten immer schon als schöne Frau – wie schön fühlen Sie sich gerade?“, fragte Bild am Sonntag Franziska van Almsick drei Wochen vor den Olympischen Spielen. „Immer schon“ ist relativ. Denn während der Karriere der Schwimmerin kultivierte man auf dem Boulevard zeitweise eine andere Sicht auf van Almsicks Äußeres. „Franziska van Speck – als Molch holt man kein Gold“, titelte Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner im Jahr 2000 nach den Enttäuschungen im Aquatic Centre von Sydney. Van Almsicks seit den Medaillen von Barcelona 1992 medienwirksam geführtes Leben wurde ihr nun zum Verhängnis.
Es scheint, als versuche sich die neue – und einzige – deutsche Schwimmhoffnung Britta Steffen dem zu verwehren. Oder passt ihr Leben nur nicht zu den bunten Blättern? Nur selten widmete sich etwa die Bunte der Berlinerin: In einem Interview im August 2006 ging es um Geld und Urlaub. Vor dem letzten Jahreswechsel hakte man nach, wo sie Silvester verbringe. Und kurz vor den Spielen ging es um Steffens Beziehung. Die ist unspektakulär, weil beständig.
Dagegen scheint van Almsicks Leben gut ausgeleuchtet: Egal, ob sie die gut aussehende südafrikanische Schwimmerin Charlene Wittstock trifft, „zum ersten Mal offen über ihre Gefühle als frisch gebackene Mutter“ spricht oder ihr Sohn Don Hugo gähnt, es findet sich Platz in den Gazetten. Gerne lässt sich die ehemalige Leistungssportlerin auf Gala-Veranstaltungen ablichten – auch mit ihrem Lebensgefährten. Steffen taucht bei solchen Fotostrecken nur selten auf. Wenn die Bunte online die erotischste Olympionikin sucht, erscheint nach 25 Klicks Steffens Bild. Das wäre van Almsick nicht passiert – und Steffen wird es recht sein. Sie lese nur ungern über sich, wie sie oder ihr Kleid ausgesehen haben, gab sie unlängst zu Protokoll.
Van Almsick scheint mit der Journaille inzwischen ihren Frieden geschlossen zu haben. Bleibt für Britta Steffen zu hoffen, dass sie den Boulevard der Schmähungen erst gar nicht durchschreiten muss. JÜRN KRUSE