piwik no script img

Archiv-Artikel

briten über blunketts rücktritt

Der linksliberale Independent aus London kommentiert den Rücktritt des britischen Innenministers David Blunkett wegen Amtsmissbrauchs-Vorwürfen im Zusammenhang mit einer Liebesaffäre: Die einzige Überraschung war das Timing von Blunketts Rücktritt. Wenn er nicht gestern Abend seinen Hut genommen hätte, wäre er noch vor Weihnachten zu diesem Schritt gezwungen worden. Dies war eine persönliche Tragödie, die zu einem politischen Albtraum wurde. Blunketts Abgang hinterlässt ein gähnendes Loch in der Regierung. Kurzfristig ist der Rücktritt ein großer Rückschlag für Tony Blair, der ihn so vehement in Schutz nahm, als die Krise ausbrach. Aber Blair ist außerordentlich widerstandsfähig, und die Politik wird weitergehen.

Die konservative Times, ebenfalls Tageszeitung aus London, schreibt zum gleichen Thema: Wenn der von Sir Alan Budd geleitete Untersuchungsausschuss zu dem Schluss kommt, dass Blunketts Einmischung in diesen Visumsantrag minimal war, wird sich Blair vielleicht in der Lage fühlen, ihn an den Kabinettstisch zurückzuholen, wenn Labour die kommenden Parlamentswahlen gewinnt. Blair wird seinen Freund und Kameraden vermissen. Der Verlust eines führenden Ministers kündigt keinen politischen Winter an. Aber es ist frostig in der Downing Street.