bildungspolitik : Habt Mut, Genossen!
Der SPD-Fachausschuss „Stadt des Wissens“ ist vorgeprescht. Für den Bildungsparteitag der Sozialdemokraten hat er einen Entwurf für den Leitantrag vorgelegt, der es in sich hat: Danach soll in Berlin die zehnjährige Gemeinschaftsschule für alle Kinder eingeführt werden. Grundschulen und Kindertagesstätten sollen besser ausgestattet werden, Kitas künftig kostenfrei sein. All das hört sich an, als hätten die Sozialdemokraten – oder zumindest ein Teil von ihnen – tatsächlich aus Pisa gelernt. Bleibt zu hoffen, dass dieser Teil sich durchsetzt.
KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE
Freilich müssen – wie die Kritiker sagen – die Maßnahmen konkretisiert, muss ihre Finanzierung gesichert werden. Von einer Regierungspartei verlangt man schließlich mehr als gute Ideen. Doch diesen Anspruch kann die SPD einlösen – wenn sie will. Wenn sie der Bildung endlich die Priorität einräumt, die sie bei der letzten Wahl versprochen hat. Das gilt fürs Geld. Das gilt aber auch für die inhaltlichen Schwerpunkte, die die Partei sich setzt. Und für die Entschlossenheit, diese umzusetzen. Auch wenn es Widerstand in der Bevölkerung gibt. Denn der ist bei einer solchen Reform vorprogrammiert.
Die Meinung, dass eine Gemeinschaftsschule sinnvoll ist, breitet sich in der Bevölkerung immer mehr aus. Auch die SPD ist dafür – Pisa sei dank – offener als noch vor einigen Jahren. Selbst Bildungssenator Klaus Böger hat eingeräumt, letztlich sei sie die beste Schulform. Allein, den Genossen fehlt der Mut zur strukturellen Veränderung.
Die SPD in Schleswig-Holstein ist da weiter. Sie zieht mit der Gemeinschaftsschule in den Landtagswahlkampf. Und hat gute Chancen, diesen erneut zu gewinnen. Letzteres will 2006 auch die Berliner SPD. Sie sollte sich an den Norddeutschen ein Beispiel nehmen.