bewährte vision : Auf zum Mond
„Kam ein großer Wirbelwind, Brach ein Flügelchen entzwei; Ach, das gab ein groß’ Geschrei!“ Ob George W. Bush nach der Columbia-Katastrophe in „Peterchens Mondfahrt“ geschmökert hat? Angeblich, so spekuliert die amerikanische Presse seit Tagen, könnte der US-Präsident demnächst die Rückkehr der Amerikaner auf den Mond verkünden.
Es soll so etwas wie eine Vision sein. Eine großartige Idee, die den Bürgern des großartigsten Landes der Erde einen Zusammenhalt gibt und sie anspornt. Zum Beispiel dazu, endlich für ihren Präsidenten zu stimmen.
Letzte Woche hat ein Sprecher des Weißen Hauses die Mond-Vision nicht ausdrücklich dementiert. Als er gefragt wurde, ob der Präsident seine Mondfahrt am 17. Dezember, zur Feier des 100. Jahrestages des Gebrüder-Wright-Fluges, verkünden werde, hat er gesagt: „Ich verkünde keine Ereignisse, die noch so weit in der Zukunft liegen.“
Den Amerikanern mangele es an Visionen. Das hat die Kommission zur Untersuchung der Columbia-Tragödie verkündet. Seit 30 Jahren schon, seit der letzten Mondlandung, gebe es keine Visionen mehr in der US-Raumfahrt, sondern nur noch Bürokratie. Die Bürokratie war eine Hauptursache für den Columbia-Absturz.
Also wieder zum Mond. Aber was könnten mit staatlichen Dollarmilliarden gesponserte Astronauten auf dem Mond denn noch Sinnvolles machen, was sie dort nicht schon gemacht haben?
Da haben es die Chinesen leichter. Sie brauchen nicht die Warum-Frage zu beantworten. Das ist der Vorteil einer echten Diktatur. Sie haben ihren Taikonauten ins All gehievt und fertig. Sie wollen zum Mond. Punkt! Derzeit bauen sie die Raumsonde, die 2007 den Mond umkreisen wird. 2010 werden sie ein Gerät zum Mond schießen, das Staub und kleine Gesteinsbrocken zurück bringt. Und 2020 wird ein Chinese auf dem Mond landen. Sogar die Inder wollen zum Mond, und die Russen haben gerade versprochen, ihnen dabei zu helfen.
Die Amerikaner finden heute nicht mal mehr die Pläne zum Bau von Wernher von Brauns Saturn-Rakete, mit der Astronauten zum Mond geflogen sind. Vielleicht könnte Bush fürs Erste anordnen, dass Elvis geklont wird. Oder dass man die „Santa Maria“ neu baut und Amerika noch einmal entdeckt. KENO VERSECK