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■ betr.: Gewaltfreiheitsbeschluß des Grünen-Parteitages
Ich bin von dem Rückfall in grüne Kinderkrankheiten enttäuscht. Statt sich wieder hinter einem pazifistischen Denkmal zu verschanzen, stellen sich außenpolitisch meines Erachtens vordringlich folgende Aufgaben: Wie ist eine Demokratisierung der UNO herbeizuführen, so daß sie nicht länger als Instrument nationalstaatlicher Interessen – insbesondere von den USA – mißbraucht werden kann? Wie kann unterhalb der Schwelle entsprechender UNO-Reformen sichergestellt werden, daß von den Mitgliederstaaten Völkermorde unterbunden und die Opfer geschützt werden?
Das Nein der Parteitagsmehrheit zu militärischen Optionen als Ultima ratio ist naiv und zynisch, wenn man bedenkt, daß der Pazifismus nirgendwo Antworten für den Fall benennt, daß ein Aggressor die Vernichtung der physischen Existenz seiner Opfer einplant beziehungsweise betreibt. Wer jetzt immer noch nur „nichtmilitärische Sanktionen“ fordert, erschwert im Einzelfall das Festlegen und die Einhaltung von humanitären Aktionszielen und arbeitet damit letztlich Großmachtabenteurern in die Hände. Vom Stachel im Fleisch bleibt so nur ein zusammengerollter grüner Igel übrig. Kristian Kossack, Minden
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