berliner szenen: Der Stempel des Vernügens
Wenn es überhaupt etwas gibt, das diese vermaledeite Pandemie an Positivem angeschoben hat, dann doch, dass man derzeit wieder oft mit ersten Malen zu tun hat, die einem ohne Corona so einfach nicht vergönnt gewesen wären. Wobei natürlich die jubelnde Berichterstattung darüber die, die derlei gerade allerorten zum Lesen vorgesetzt bekommen, durchaus ermüden kann.
Aber es ist halt einfach toll, wenn man zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder auf ein Konzert darf, das man nicht nur auf einen Sessel gesperrt abhocken soll. Sondern ein Konzert, bei dem man unter 2G-Bedingungen nur so im Saal herumstehen kann, und das sogar in seiner sozusagen verschärften Version. Also tanzend.
Und Tanzen ist schlicht die vernünftigste Rezeptionshaltung bei einem Konzert von Freddy Fischer und seiner Cosmic Rocktime Band. Im Kesselhaus der Kulturbrauerei stellten die ihr neues Album „Alles ist Alles“ vor und traten dabei wieder mal den Beweis an, dass der Schlager auch gut sein kann und dass es zwischen Jazzrock und Disco schon deswegen keinen Widerspruch gibt, weil Freddy Fischer den einfach so niederorgelte, dass selbst ein Keith Emerson ihm dabei neidvoll auf die Finger geschaut hätte.
Aber Keith Emerson ist schon seit Jahren tot. Und Disco hat mit Freddy Fischer das lebensweise feinsinnige Motto: „Wenn du heute nicht getanzt hast, hast du heute nicht getanzt.“
Einfach ausgehen und rumstehen. Tanzen. Ganz normale Angelegenheiten. Wie fern die vor Kurzem noch waren, zeigte auch der kleine Stempel, den man am Eingang zu dem Konzert von Freddy Fischer aufgedrückt bekam. Auch so ein erstes Mal. Toll. Man freute sich selbst darüber, obwohl einem diese Prozedur einst immer nur eklig vorgekommen ist. Thomas Mauch
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen