beau de jour : CHRISTIAN OLSSON lässt sich überaus gerne feiern
Emotion pur rund um die Sprunggrube
Freudestrahlend lief Dreispringer Christian Olsson nach dem letzten Versuch seines stärksten Konkurrenten Yaondri Betanzos durch das Stadion St. Denis in Paris und kokettierte ausgiebig mit den vielen schwedischen Fans. Gerade hatte der 23-Jährige mit einer Weite von 17,72 Meter nicht nur den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere gefeiert, sondern zudem mit einem Vorurteil aufgeräumt: der schwedische Sportler sei nordisch unterkühlt.
Die 1,93 Meter große Sprunggewalt gehört genau so wie Siebenkämpferin Carolina Klüft und Hochspringer Stefan Holm zu den jungen emotionsgeladenen Wilden der schwedischen Leichtathletikszene. Alle drei sorgen mit ihren Erfolgen und medienwirksamen Auftritten für einen Leichtathletik-Boom in Schweden. Dabei hatte Olssons Karriere bei den Olympischen Spielen 2000 nicht vielversprechend begonnen. Als 17. scheiterte er damals in der Qualifikation. Der Durchbruch dann bei bei der WM in Edmonton. Dort überzeugte er mit 17,47 Meter als Zweiter hinter Weltrekordler Jonathan Edwards.
Der eher verschlossen wirkende Brite bildete in der Vergangenheit nicht nur optisch einen Gegensatz zu dem extrovertierten schwedischen Leichtathleten. Allein der sechste Versuch in Paris zeigte, welch geballte Power in dem 73 kg leichten Athleten steckt. Durch rhythmisches Klatschen versuchte er sich und das Publikum noch einmal so richtig anzuheizen: Für den lang ersehnten 18-Meter-Sprung war es an diesem Tag jedoch noch zu früh. Aber auch der ungültige letzte Versuch konnte Olsson nicht von einer lang ausgedehnten Ehrenrunde abhalten, bei der ihn auch Carolina Klüft so gar nicht „schwedenlike“ bejubelte.
Möglichst bald will er noch einmal so jubeln wie in Paris: dann nämlich, wenn der im Steuerparadies Monaco beheimatete Schwede seine etwas vermessene Ansage wahr macht: „Ich soll der erste 18,50-m-Mann sein? Warum nicht?“
KATHARINA SCHNURR