bahn & tempelhof : Ein Spiel über die Bande
Es ist schon merkwürdig. Just an jenem Tag, an dem das Oberverwaltungsgericht über die Schließung des Flughafens Tempelhof befindet, meldet sich die Bahn in der Presse zu Wort. Einzige Nachricht: Die Mehdorn-Truppe will 2007 den Betrieb in Tempelhof übernehmen.
Kommentar von UWE RADA
Zufall? Wohl kaum. Dass in der Tempelhof-Frage mit harten Bandagen gekämpft wird, zeigte sich spätestens beim Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Wollte Wowereit mit Merkel vor allem übers Geld sprechen, ließ die über einen Sprecher mitteilen, einziger Tagesordnungspunkt sei die Zukunft von Tempelhof.
Eine bloße Retourkutsche für die Drohgebärden Berlins nach dem Karlsruher Urteil zu Finanzbeihilfen wird das nicht gewesen sein. Schließlich hat auch der Bund Aktien in Tempelhof. Die aber sind bei einer Schließung des Airports weniger wert als bei einer Aufrechterhaltung des Flugverkehrs, wie ihn US-Investor Fred Langhammer anstrebt. Mit der Bahnofferte wurde dieser Vorstoß geadelt – von einem Unternehmen, das zu hundert Prozent dem Bund gehört.
Auch wenn sich die Richter davon nicht beeinflussen lassen – bemerkenswert ist das Spiel über die Merkel-Mehdorn-Bande allemal. Zum einen, weil der Bund womöglich die Genehmigung von Berlin Brandenburg International gefährdet. Zum anderen, weil ein jahrelanger Abstimmungsprozess zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund in letzter Minute ausgehebelt werden soll. Das hat wenig mit Demokratie und viel mit Gutsherrenart zu tun. Aber darauf versteht sich Mehdorn ja.
Auch wenn die Bahn am Ende nicht in die Luft geht – eine Kampfansage war das allemal. Berlin und die Bundesbahn werden wohl keine Freunde mehr.