autostadt : Zwischen Fans und Feinden
Das Auto ist im Ruhrgebiet ein emotional aufgeladener Klumpen Blech: AnwohnerInnen der B I in Dortmund kämpfen gegen einen Lärmschutzwall. Sie finden es schön, über die Schnellstraße mit dem ganzen Ruhrgebiet verbunden zu sein. Ein paar Kilometer weiter östlich begeistern Detlev und Werner hunderttausende Kunden mit ihren beplüschten Schalthebeln und meterbreiten Prollreifen. Auf der anderen Seite stehen Bürgerinitiativen für Kilometer-30-Zonen, Initiativen für autofreie Siedlungen und Horror-Szenarien von UmweltschützerInnen über die tägliche Luftverpestung der Autokolonnen.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Diese beiden Strömungen zu vereinen hat sich die Landesregierung nun zum Ziel gesetzt. Künftig sollen die Autobahnflächen nicht mehr nur VerkehrstechnokratInnen überlassen werden, sondern auch StadtplanerInnen, die nicht nur in Geschwindigkeiten und Kilometern rechnen, sondern auch über Siedlungen und ihrer Lebensqualität forschen. Das ist völlig neu und kann gerade den unmotorisierten Stadtnutzern helfen: Ihre Bedürfnisse wurden bisher zum Beispiel unter den Forderungen von Investoren nach einer Autobahnanbindung für ihre Shopping-Center begraben. Wieso eine Stadt fußballfeldgroße Flächen für Parkplätze betonieren kann aber Reihenhäuser über einen Garten in der Größe einer Tischtennisplatte verfügen – dieser Widerspruch muss aufgelöst werden.