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Archiv-Artikel

ausstellung Erinnerung an jüdischen Schulalltag

Wo heute in der Kreishausgalerie in eleganten Räumen teure Kunst gehandelt wird, tobten einst jüdische Kinder aus Köln und Umgebung auf dem Pausenhof. Zwischen Albertusstraße und St.-Apern-Straße in der Kölner Innenstadt stand Jawne, das erste jüdische Gymnasium im Rheinland. Am Beispiel der „Jawne zu Köln“ dokumentiert die gleichnamige Ausstellung seit einem Jahr in der Kreishausgalerie am Erich-Klibansky-Platz jüdisches Leben und Wirken in Köln.

Auf Fotos überdauert das Schülerlachen die Vernichtung im Dritten Reich. 352 Bilder von Lehrern und Schülern, amtliche und persönliche Briefe und andere Dokumente erinnern auf 62 Tafeln an das Gymnasium und seinen letzten Schulleiter, Erich Klibansky. Mit einer Postkarte an die Nachbarsfamilie Jakoby, die Klibansky am Tag seiner Deportation, dem 21. Juli 1942, schrieb, verlor sich seine Spur. Wahrscheinlich wurde er im Todeslager Minsk ermordet. Am 28. November 1990 wäre er 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass stellten der inzwischen verstorbene Dieter Corbach und seine Frau Irene das Ergebnis ihrer langjährigen Forschungsarbeit aus.

130 der zuletzt über 400 Schüler überlebten dank Klibansky das Dritte Reich. Schon früh hatte der Direktor die Absichten der Nazis durchschaut und alles daran gesetzt, seine Schüler rechtzeitig nach England zu retten. Anfangs hoffte er noch, die komplette Schule auf die britische Insel verlegen zu können, doch schon bald kämpfte er um jedes einzelne Schülerleben. Auf dem ehemaligen Pausenhof erinnert ein Brunnen an die insgesamt 1.100 jüdischen Kinder, die den Nazis in Köln zum Opfer fielen.

Die Exponate geben Einblick in den Alltag und die Schwierigkeiten der jüdischen Schüler und Lehrer, die mehr und mehr mit der Brutalität des Hitler-Regimes zu kämpfen hatten. Mit privaten Mitteln realisiert, beeindruckt vor allem die sorgfältige Aufbereitung und die liebevolle Arbeit, die viele Menschen investiert haben, um das jüdische Gedächtnis für Köln zu bewahren. Bis ein Mieter gefunden ist, darf Irene Corbach die ursprüngliche Wanderausstellung in dem Raum der Allianz zeigen. Ruth Helmling

„Die Jawne zu Köln“: Kreishausgalerie Köln, Albertusstr. 26, Erich-Klibansky-Platz, Di und Do 11-14 und 15.30-19 Uhr, Sa und So 11-16 Uhr, Eintritt frei