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Archiv-Artikel

ausstellung Die Flüchtigkeit des Augenblicks

Sanftes Murmeln, stetig wechselnde Lichtspiele, Fische, die durchs Wasser huschen: Wer einmal von einer Brücke aus in einen Bach geblickt hat, kennt die Anziehungskraft des Wassers, könnte stundenlang dort stehen und schauen. Oder am Meeresstrand die Ferne suchen. Walther Mertel und Maria Rigoutsou zeigen in ihrer Doppelausstellung „Fließende Wege“ im Kölner Stapelhaus, wie sie diese Eindrücke künstlerisch umsetzen.

Auf Mertels großformatigen Farbfotos sind Wasserwirbel und Wellengeringel zu sehen, die verwischten Formen von Fischen, Kieselsteinen und Wasserpflanzen, die Spiegelungen von Menschen. Alles überlagert von den Lichtreflexen der Sonne. Dieser schillernden Unschärfe setzt der Beuys-Schüler klare geometrische Formen entgegen, „fasst“ die Fotos mit schwarzen und weißen Rechtecken, setzt auch mal einen Spiegel ein, der dem Betrachter sein Abbild in fast schmerzhafter Schärfe vorhält.

Das vergängliche Spiel von Wasser und Licht ist auch Thema der überwiegend monochromen Bilder von Maria Rigoutsou. Man glaubt, die schwere Hitze zu spüren, die über der fast bewegungslosen, stahlblauen See liegt, wo der Horizont im fernen Dunst verschwindet. Auf anderen Bildern erforscht sie in subtiler Malerei Lichtspiegelungen bei Nacht, variiert die Farben, deutet mehr an als konkret zu werden.

Wie die Flüchtigkeit des Augenblicks festhalten? Die Ausstellung könnte einen spannenden Dialog dazu liefern. Einen Dialog zwischen zwei Künstlern, zwischen Fotografie und Malerei, zwischen zwei unterschiedlichen Kunstauffassungen, eher nüchtern-analytisch die eine, emotional die andere. Doch diese direkte Konfrontation, sich ergänzend und widersprechend, findet – eher unvermeidlich als gewollt – nur im mittleren Ausstellungsraum statt, denn ansonsten beharren Mertel und Rigoutsou auf ihren separaten Räumen. Schade. Und noch eine weitere Chance auf Publikumswirksamkeit wird vertan: Die beiden trauergerahmten „Eyecatcher“, die Mertel ins Schaufenster hängt, sind konventionell, laden damit nicht gerade zum Ausstellungsbesuch ein. JÜRGEN SCHÖN

„Fließende Wege“: BBK – Berufsverband Bildender Künstler Köln, Stapelhaus, Frankenwerft 35, bis 20. Mai, Montag-Freitag 10-13 und 14-17 Uhr, Dienstag bis 19 Uhr