ausbildungsförderung : Lückenfüller vom Senat
Wieder einmal entschließt sich der Senat zu helfen. Er stockt das Bund-Länder-Programm für öffentlich geförderte Ausbildungsplätze auf. Obwohl dieser Schritt die Lücke zwischen dem Angebot an Lehrstellen und der Nachfrage kaum schließen dürfte, ist er richtig. Aber auch bitter.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Denn die massive öffentliche Förderung der Berufsausbildung bedeutet: Der rot-rote Senat macht den Job, den eigentlich die Unternehmen erfüllen müssten. Zwar geht es vielen, vor allem kleineren Unternehmen alles andere als gut – mehr als zehn Prozent Umsatz verlor beispielsweise das Berliner Handwerk im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bildet die Hälfte der ausbildungsfähigen Betriebe keinen Nachwuchs aus.
Die Unternehmen sind und bleiben aber in der Pflicht, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für ihren Nachwuchs zu sorgen. Experten prognostizieren, dass aufgrund der Bevölkerungsentwicklung schon in einigen Jahren qualifizierte Fachkräfte fehlen. Wer heute nicht ausbildet, untergräbt die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Und: Wer sich immer mehr darauf verlässt, dass der Staat schon aushilft, gibt der Diskussion um eine Ausbildungsplatzumlage neue Nahrung.
Gefordert ist darüber hinaus der Senat – als Brötchengeber. Er sollte wieder mehr Jugendlichen eine Chance geben, einen Beruf zu erlernen und vor allem Fuß im Arbeitsleben zu fassen. Das hilft nicht nur den Jugendlichen, sondern bewahrt auch den öffentlichen Dienst vor Vergreisung. Senat und Gewerkschaften können bei den laufenden Tarifverhandlungen zeigen, was ihnen dies wert ist.