anke verpasst? : Friedhofsbesuch
Die taz verfolgt „Anke Late Night“ und lässt taz-Mitarbeiter entscheidende Fragen stellen. Heute: Warum sollte ich?
Mag sein, dass jemand das komisch findet, wenn Anke Engelke einen Seppelhut aufhat, weil ihr Team herausgefunden hat, dass die UNO den 1. Juni zum Weltbauerntag erklärt hat. Wenn sie, wie jeden Abend, ungefähr 18-mal „Ich freue mich sehr“ sagt – etwa über einen Gast oder ein Glas Milch oder die Band oder das Publikum –, obwohl sie überhaupt nicht so aussieht, als könne sie sich auf etwas anderes freuen als darauf, die Sendung endlich überstanden zu haben. Wenn sie gemeinsam mit Barbara Eligmann eine Kuh melkt (oh welch subtil laszive Botschaft!) und Helge Schneider durchaus glaubwürdig gesteht, dass sie nicht weiß, worüber sie mit ihm reden soll, was während des gesamten Gesprächs so bleibt. Vielleicht lacht da jemand, wer weiß das schon. Mich überkommt nur tiefe Trauer. Anke gucken, das ist wie ein Besuch auf dem Friedhof, voller Erinnerungen. Du sollst sie nicht vergleichen, steht dick auf meinem Spickzettel. Allein: Hier gucke ich und kann nicht anders.
Ja, sie soll ihre Chance bekommen, ihren eigenen Stil finden. Und vielleicht verändert sie ihre Late Night schließlich so, dass es für sie passt und sie sich endlich in ihrer eigenen Sendung wohlfühlt. Aber warum sollte ich dabei zusehen?BERND PICKERT