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Archiv-Artikel

american pie Rassistisches Statement

Nächsten Dienstag startet die NBA in ihre neue Saison. Ab dann gilt auch eine neue Kleiderordnung. Nicht allen gefällt diese

Im zehnten Vorbereitungsspiel der Dallas Mavericks setzte es für die Texaner eine 80:99-Niederlage gegen die Los Angeles Clippers. Dirk Nowitzki war satte 29 Minuten auf dem Feld, brachte es aber lediglich auf zehn Punkte. Welche Rolle die Mavericks in der in einer Woche beginnenden NBA-Saison spielen können, ist noch nicht absehbar. Von den zehn Vorbereitungsspielen haben sie bislang sechs gewonnen. Noch besteht also kein Grund zur Sorge für Club-Eigentümer Mark Cuban. Der Name des schwerreichen Software-Moguls ist derzeit in vieler Munde. Dabei geht es allerdings nicht um die sportliche Einordnung, sondern um den Dresscode für NBA-Profis, der mit Beginn der Saison am 1. November gültig wird.

Der NBA-Liga-Präsident David Stern hat eine Kleiderordnung vorgestellt, mit der verhindert werden soll, dass die Profis weiterhin ihren persönlichen Lifestyle in die Hallen tragen. Vor, nach und während der Partien, bei Interviews und Werbeterminen dürfen die Profis in Zukunft keine ärmellosen Shirts und keine kurzen Hosen mehr tragen, in geschlossenen Räumen sind Sonnenbrillen tabu, über den Ohren dürfen keine Kopfhörer getragen werden. Schmuck muss unter der Kleidung versteckt werden. Die Spieler sind angehalten, zumindest in legerer Geschäftskleidung aufzutreten. Stern findet diese Regelung äußerst liberal. Der Anzugträger verweist darauf, dass sogar ein Typ wie Mavericks-Eigner Cuban den neuen Dresscode problemlos einhalten könne. Cuban erscheint üblicherweise in Jeans und T-Shirt.

Doch ganz so liberal erscheint etlichen Profis die neue Kleidervorschrift nicht. Am weitesten lehnte sich Stephen Jackson von den Indiana Pacers aus dem Fenster. Er bezeichnete den Dresscode als „rassistisches Statement“. Zwar habe er nichts dagegen, zu offiziellen Terminen im Anzug zu erscheinen, aber das Schmuckverbot ist ihm übel aufgestoßen. Mit dicken Goldketten um den Hals trat er vor die Presse und sprach von einem Angriff auf die Lebensweise junger Schwarzer. Jackson glaubt, die Liga habe Angst, dass sie zu sehr HipHop werde. Jason Richardson von den Golden State Warriors sagt: „Die Liga will sich von der HipHop-Generation loslösen.“ Bei HipHop würde man sofort an so hässliche Dinge wie Schießereien vor Radiostationen denken. Mit netter Kleidung wolle man davon ablenken, Einfluss auf den Charakter der Spieler könne man damit aber nicht unbedingt nehmen.

Lautsprecher Jackson hat mittlerweile angekündigt, er wolle sich den neuen Regeln beugen. Der Mann tut gut daran, Liebkind zu spielen. Nach einer Schlägerein mit Fans der Detroit Pistons in der vergangenen Saison war er für 30 Spiele gesperrt worden. Der böse Bube kann froh sein, dass er überhaupt wieder spielen darf. „Wir haben den Leuten Folge zu leisten, die uns bezahlen“, sagt er nun ganz brav und: „Wir müssen uns an die Regeln halten, sonst können wir nicht arbeiten – und ich will arbeiten.“

Und Mavericks-Eigner Cuban? Vom Jeanshosenmilliardär hatten viele erwartet, dass auch er sich gegen den Dresscode aussprechen würde. Denkste! In seinem ganz persönlichen Weblog teilte er mit, dass er mit der Mannschaft gesprochen habe. Keiner aus dem Team habe etwas gegen die neuen Regeln. Gemeinsam habe man die Idee entwickelt, einen Designer zu kontaktieren, der den ganz persönlichen Mavericks-Ausgeh-, Interview- und Ersatzbankdress entwerfen solle, eine Art regelkonforme Individualuniform im kettenfreien Business-Schick.

Gespielt wird übrigens auch in der neuen Saison im gewohnten Basketballoutfit: ärmelloses Schlabbershirt und Großraumhose – beinahe ein wenig HipHop. ANDREAS RÜTTENAUER