abgehakt : Magischer Kreisellauf
An der Kinder-Konsumfront war angenehme Ruhe. Er fände, der Kauf von Pokemón-Karten sei „Geldverschwendung“, erklärte mein vernünftiger Sohn. Auch Teletubbies, Harry-Potter-Devotionalien oder Diddelmäuse waren nicht länger begehrt. Mit gerade mal sieben Jahren war der Junge zum Konsumkritiker mutiert. Sparen hat Stil, da ist man auf der sicheren Seite, lautete plötzlich die Devise meiner beiden Kinder, die auch ohne Bedenken mit ihrer flippigen 68er Großtante einen Streifzug durch die örtliche Ladenzeile wagten und bei Bäcker, Gemüseladen, Haspa und Schuhkette nach etwas „für umsonst“ fragten und es auch bekamen. Kinder freuen sich halt schon über Werbeprospekte und Luftballons. Mittlerweile darf auch ich nicht mehr bedenkenlos prassen. „Brauchen wir doch nicht“, lautet die gängige Ermahnung meines Sohnes, egal wonach ich gerade Ausschau halte. Bis vor Kurzem. Acht Euro haben wir am Mittwoch für ein Plastikteil im Spielzeuggeschäft gelassen und am Donnerstag gleich noch mal. Findige Pokemón-Epigonen haben es geschafft, ein Objekt auf den Markt zu bringen, das mein Sohn als Schüler einer 1. Klasse haben muss. Wer keines besitzt, darf in der Pause nicht mal zugucken. Die Rede ist von „Beyblade“ – kinderfaustgroße Kreisel, die die Jungs an Plastikreißleinen aufspulen und gegeneinander kreiseln – Verzeihung: „kämpfen“ – lassen. Gewinner ist, wessen Kreisel am längsten dreht. Ein harmloses Vergnügen, wäre da nicht die Reißleine, die schon am gleichen Abend zerbrach und uns zum sofortigen Neukauf zwang (sonst darf er doch nicht mitspielen), oder die Spitze, die bald fehlt, oder der Metallring in der Mitte. Dann gibt‘s dazu natürlich eine TV-Serie über magische Kräfte, die jedem „Beyblade“ innewohnen. Und ein Sammelalbum und und und. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht süchtig danach werden“, quassele ich, und mein Sohn nickt „Ihn‘Hm“. Gleichzeitig denke ich, ich bin doch bescheuert. Ist doch genial, wenn die Jungs ihre Kreisel gegeneinander kämpfen lassen, denn wenn sie selber miteinander beulen, kann ja doch keiner damit vernünftig umgehen. KAIJA KUTTER