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Zweieinhalb Jahre für Anschlag auf Flüchtlinge

Hamburg (afp) — Wegen schwerer Brandstiftung in einem Hamburger Asylbewerberheim sind am Mittwoch der 23jährige Holger Brütt und der 26 Jahre alte Thorsten Hagelstein zu zweieinhalbjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Die Große Strafkammer 1 des Hamburger Landgerichts befand die beiden Angeklagten für schuldig, am 30. September des vergangenen Jahres im Eingangsbereich und im ersten Stockwerk des von 250 Asylbewerbern bewohnten Hauses Benzin ausgeschüttet und angezündet zu haben. Menschen waren dabei nicht verletzt worden.

Die Anklage wegen versuchten Mordes war im Laufe des Verfahrens fallengelassen worden. Den Angeklagten sei eine Tötungsabsicht nicht nachzuweisen, erklärte der Vorsitzende Richter. Die stark angetrunkenen Täter hätten auch nicht bewußt aus Ausländerfeindlichkeit gehandelt. Es sei ihnen vielmehr zu glauben, daß sie aus einer Bierlaune heraus „einfach Mist machen“ wollten, wie sie es selbst formuliert hätten. Der Haftbefehl gegen die beiden Angeklagten wurde aufgehoben. Es bestehe keine Fluchtgefahr, erklärte der Richter. Brütt und Hagelstein haben bereits neun Monate in Untersuchungshaft abgesessen.

Der Richter kritisierte außerdem „dumme und verantwortungslose Sprüche von Politikern“. Er reagierte damit auf eine entsprechende Bemerkung des Verteidigers Otmar Kury, der vor allem CDU- und CSU- Politiker angegriffen hatte. Unter anderen zitierte er den Bürgermeister von Jesteburg, Wilhelm Schmanz (CDU), mit dem Satz: „Dieses Zeugs muß hier weg.“ Die Verteidigung hatte auf eine zweijährige Strafe mit Bewährung plädiert.

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